Bravo,
«Bravo»
Natürlich bin ich ein fanatischer Musiksammler. Aber das muss ich Ihnen ja nicht erklären, denn Sie würden diese Zeilen nicht lesen, wenn Sie nicht selber einer wären. Oder eine. Darum kennen Sie auch das Problem mit dem Samplern. Die meisten sind ja nicht ernst zu nehmen und von kurzer Haltbarkeit. All die «30 Superhits»-Compilations ohne Sinn und Verstand…
Aber wenn man sich die mal wegdenkt, ist der grösste Teil des Rests ja meistens gut gemeint und oft sogar recht wertvoll. Weil sie zum Beispiel einen informativen Überblick über ein Label geben. Oder weil sich da jemand die Mühe gemacht hat, eine aufkeimende neue Musikströmung zusammenzufassen. Oder weil sie für einen guten Zweck sind. Deshalb hat in jeder gut sortierten Plattensammlung auch der eine und andere Sampler auf ewig seinen festen Platz. Und wer hätte gedacht, dass der Deutschrock-Sampler «Ihr werdet alle sterben» von 1998 das perfekte Gegenstück abgeben würde zu Nakhanes dieser Tage erscheinendem Album «You Will Not Die», von dem wir letztes Mal gesprochen haben? Das ist lustig.
Also ich zum Beispiel bin ziemlich stolz auf meine vollständige «Mo’ Beats»-Serie und auf die fast komplette «Mojo Dance Club»-Reihe (die Nummer 13 fehlt noch, falls die jemand vörig hat). Auch die «Miroque»-Reihe erachte ich als wertvoll und sammelwürdig, und der «Oi»-Sampler wurde ja seinerzeit als illegal erklärt und eingestampft, heute ein echtes Prunkstück.
Am meisten Achtung habe ich aber, man würde es kaum vermuten, vor der «Bravo Hits»-Serie. Die startete 1992, wird seit der Nummer 2 konsequent im Doppel-CD-Format gehalten, pro Jahr erscheinen seither drei bis vier Fortsetzungen, und derzeit steht die Nummer 100 in den Regalen. Ja, die Nummer hundert! Wir verneigen uns tief und gratulieren: «Bravo Hits» ist die erfolgreichste und längste Sampler-Serie von ganz Europa! Es gab zu den besten Zeiten die «Black Hits» als Sideline, Spezial-Editionen für die Schweiz und bis heute jeweils die Jahres-Zusammenstellung.
Auf der «Bravo Hits» waren und sind jeweils sämtliche aktuellen Hitparaden-Hits vereint, das ist gut, übersichtlich und spart dem Musikfreund viel Geld, weil er (oder sie) nicht in Singles investieren muss (zumindest vor der Youtube-Zeit). Nun also die Nummer 100.
Interessanterweise geht der Erfolg dieser Serie weit über die CD oder die Spotify-Liste hinaus: Im ganzen deutschsprachigen Raum werden Bravo-Hits-Partys gefeiert, an denen ordentlich getanzt wird. Das ist besonders lustig, weil zumindest die Bravo-Hits-Partys in der Luzerner Schüür vorwiegend von einem sehr jungen Publikum besucht werden. Das fühlt sich dann an wie eine U20-Party mit Ü40-Musik. Aber das ist gut so: Das Magazin «Bravo», aus dessen Redaktion die «Bravo Hits» kommen, klärt nicht nur Teenager auf, sie verbindet auch Generationen. Hab ichs schon gesagt? Wir gratulieren! Die 5-CD-Fanbox mit den hundert besten Hits der hundert Ausgaben ziehen wir uns natürlich rein!
Im Übrigen bin ich der Ansicht, dass Bono Vox verboten werden sollte.
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