FLASH FORWARD
Endings = Beginnings
Uncle M
Mit “Endings = Beginnings” veröffentlicht die deutsche Alternative Rock Band Flash Forward nun ihr neustes Album und zeigt, dass sie vielseitig aufgestellt sind und immer wieder Neues ausprobieren wollen. So ist zum Beispiel der Einfluss von Pop-Punk besonders im Vergleich zum Vorgängeralbum “Golden Rust”, das 2019 veröffentlicht wurde, deutlicher zu spüren und auch textlich befasst sich das Quartett nun mit anderen Erlebnissen, mit denen sie in den letzten Jahren zunehmend konfrontiert wurden. Sänger und Songwriter Stefan Weigel verarbeitet mit der neuen Platte so für sich den persönlichsten und emotionalsten Abschnitt seines bisherigen Lebens und spricht dabei offen und ehrlich über Themen wie toxische Beziehungen, Kontrollverluste und Konflikte – ohne dabei den Blick nach vorne zu verlieren!
Nach dem Release von fünf Alben, ihrem Einstieg mit “Golden Rust” auf dem 61. Platz der deutschen Charts und dem vergangenen Jahr, das sich als bisher erfolgreichstes in ihrer gesamten Bandgeschichte herausstellt und von Auftritten bei deutschen Major-Festivals wie dem Hurricane, Southside oder Highfield geprägt war, schaut die Band aus dem Ruhrgebiet – trotz den schweren Umständen der letzten Jahre – mit dem Release von “Endings = Beginnings” auf ein neues und vielversprechenderes Kapitel voraus. Die neue Platte wirkt dabei fast wie ein Neustart – Elemente des Genre Pop-Punk wurden noch eindrucksvoller und innovativer in ihren gewohnten Alternative Sound eingebunden. Die Einflüsse von Bands wie You Me At Six oder The Hunna sind durch den Einsatz von klangvollen Synthesizern und ausdrucksstarken Instrumentals und Vocals wiederzuerkennen und verpassen dem Arrangement teilweise einen unverkennbaren 80s Vibe. Die Platte wurde erneut mit Florian Nowak (Produzent für Itchy und Emil Bulls) aufgenommen und macht deutlich, dass die Band reifer geworden ist!
Flash Forward haben dabei auch zum ersten Mal zwei reine Instrumentals auf einem Album veröffentlicht – “Endings” und “Beginnings” stechen als kleine Interludes heraus, da sie mit ihrem gar schwebend leichten Klang und der träumerischen Melodie einen kurz inne halten lassen, bevor es mit rockigen und verzerrten Gitarrenriffs, rasanten Drum-Parts und den bedeutungsstarken Lyrics weitergeht. Auch sind einige Features auf dem Album zu hören, die ebenfalls etwas Abwechslung in den sonst sehr konstanten Alternative Sound des Quartetts bringen. So werden sie beim ersten Song “Youngblood” von Jake Wilson, Sänger der australischen Pop-Punk Band Between You and Me, begleitet oder in der Single Version von “Over You” durch Bethany Curtis, Sängerin der britischen Pop-Punk Band As December Falls, unterstützt. Beide Features ergänzen den Sound von Flash Forward perfekt und bringen neben den verzerrten Gitarren- und Bassklängen auch harmonische Gesangsparts und unterschiedliche Variationen in der Spielweise/Tempo mit sich. In “Over You” besingt Sänger Stefan Weigl eine toxische Beziehung und damit ein emotional sehr aufwühlendes Thema, das ihn in den vergangenen Jahren sehr beschäftigt hat. In der gemeinsamen Version mit Sängerin Bethany wird durch die weibliche Stimme auch eine andere, frische Perspektive geschaffen und als Zuhörer:in wird man hier von dem Gefühl der endlosen Verzweiflung, das vom lyrischen-Ich verspürt wird, förmlich mitgerissen.
Ein weiteres Feature bringt zudem etwas härtere Klänge mit sich: “Drowning Underwater” war der erste Song, der von Flash Forward zunächst als Stand-Alone Single im September 2021 veröffentlicht wurde und schließlich seinen Platz auf “Endings = Beginnings” gefunden hat. Hier sind die Featuregäste die aus Kanada stammende Pop-Punk Band We Were Sharks und die deutsche Alternative Metalcore Band Breathe Atlantis. Thematisch steht der Song für einen Kontrollverlust während eines schlechten Drogentrips und startet erst relativ ruhig mit harmonischen Vocals, bis das lyrische-Ich aber nach und nach von Todesängsten geplagt wird, die durch den viel zu starken Einfluss von Drogen ausgelöst wurden, es keinen Ausweg mehr sieht und schließlich mit sich alleine zu kämpfen hat. Auch hier verarbeitet Weigl private Geschehnisse. Untermalt wird dieses Gefühl von Kontrollverlust und Angst durch die Shouts der Featuregäste und die rockigeren Riffs, die sich zum letzten Drittel des Songs gewaltig aufbauen und dann in einem langsam ausklingenden Outro enden – ähnlich wie das Nachlassen der enormen Wirkung eines Rauschmittels.
Die restlichen Songs der neuen Platte sind sich alle vom grundlegenden Sound ähnlich und unterscheiden sich dann durch verschiedene Faktoren: So ist zum Beispiel mal das Tempo/Spielweise rasanter, das Klangbild breiter und experimenteller aufgestellt sowie der Einsatz von diversen Effekten, wie Hall auf dem Gesang oder den verzerrten Gitarren/Bass, deutlicher wahrzunehmen. Zudem variiert die Schwere der behandelten Thematiken und lässt tief blicken, mit welchen Umständen Stefan Weigl während des Songwritings konfrontiert war. Machmal sind die Lieder auch etwas besänftigender wie beispielsweise “Cotton Candy Clouds” oder “Saviour”, der zwar Gitarrenbetont daher kommt, aber im Vergleich zu den anderen Texten vom “Aufgefangen werden” handelt und somit im Gegensatz zu den sonst sehr düsteren Erlebnissen steht.
Andere Songs hingegen fesseln einen als Zuhörer:in sofort mit tanzbaren Beats und Synthesizer Sounds aus den 80er Jahren – so zu hören bei “Out Of Love”, der fast auf dem Soundtrack eines alten Teenie-Films zu finden sein könnte. Aber auch Tracks wie “Bloodshot Eyes”, “Criminals”, “Heartclash” oder “No Use” können alle auf ihre eigene Art überzeugen und beweisen, dass sich Flash Forward in den letzten Jahren privat und musikalisch bedeutend weiterentwickelt haben!
Die vielen Soundexperimente, die das Quartett aus dem Ruhrgebiet mit Produzent Florian Nowak gewagt hat und die Zeit, die sich diesmal für die Aufnahmen gelassen werden konnte, machen dieses Album für die Band zu etwas Besonderem und begründen ihren Neustart. Flash Forward haben mit “Endings = Beginnings” ihr bisher bestes Album veröffentlicht, das nicht nur bei ihren Fans Anklang finden sollte und definitiv auch nach mehrmaligem Hören noch begeistern kann. Man darf zudem auf jeden Fall auch gespannt sein, wie die neuen Lieder live performen werden!
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