JUDAS PRIEST / SAXON / URIAH HEEP @ St. Jakobshalle – Basel

Keine Kapitulation! – «No surrender!». So lautete das Motto am 3. April in der St. Jakobs Halle Basel. Die Briten schienen unaufhaltbar und brachten zusammen knappe 150 Jahre Heavy Metal Geschichte an den Tag. Ein loderndes Inferno mit vorprogrammierten Nackenschmerzen. Ein Zeitzeugnis, dass das Genre noch lebt und floriert.

Alles begann mit Uriah Heep, der ältesten Band. Doch es kristallisierte sich glasklar heraus, dass Alter an diesem Abend keine Rolle spielte. Da alle drei Bands dieses Jahr ein neues Album herausgebracht hatten, galt es natürlich, dieses zu promoten. So spielten sie «Save Me Tonight» und «Hurricane», welche beide auf «Chaos and Colour» zu finden sind. Wenn man an Uriah Heep denkt, kommt einem zuerst Prog Rock in den Sinn, doch mit dem Track «Free ‘n’ Easy» aus dem Jahr 1977, bewiesen die Briten, dass sie ebenfalls ihre Wurzeln im Heavy Metal haben. Der Gitarrist Mick Box, welcher seit der Gründung dabei ist, schien besonders Freude an diesem Stück zu haben. Spätestens als sie dann ihren Hit «Easy Livin’» anstimmten, wurde klar, dass auch sie ihren Platz in der Heavy Metal Hall of Fame verdient haben, auch wenn sie einen Keyboarder verwenden.

Der Höhepunkt ihres Auftrittes war aber der Closer «Lady in Black», wie hätte es auch anders sein können? Das Publikum sang so begeistert mit, dass sie die Musiker zum Teil übertönten. Die gesamte Halle fiel tief in die Melancholie dieser Hymne und die Trance wollte kein Ende nehmen. Genau wie die Lady in Black verschwanden auch Uriah Heep in der Dunkelheit, doch die eingängige Melodie lebte noch weiter in den Herzen der Zuschauer. Kaum zu glauben, dass dies erst der Anfang des Abends sein sollte.

Alles war dunkel, in der Ferne ertönten Hörner und das Publikum bereitete sich auf den Feldzug vor. Mit einem Knall war Saxon auf der Bühne. Leider hatten sie keine Pyros, doch sie machten dies mit rotem Rauch wieder wett. Auch sie begannen mit einem Titel auf ihrem neuen Album «Hell, Fire and Damnation». Brian Tatler von Diamond Head spielte seinen Part hervorragend, doch im Rampenlicht stand Doug Scarratt, denn was wäre Saxon ohne seine knackigen Soli. Mit «Motorcycle Man» fiel die erste Motorrad Anekdote, welche an diesem Abend noch eine grosse Rolle spielen würde.

Die Band bewies, dass sie eine Halle auch mit verhältnismässig ruhigeren Titeln wie «And the Bands Played On» rocken können. Mehr Promotion für das neue Album folgte mit «Madame Guillotine». Biff Byford sang sehr clean und rein, doch die Aggression der Instrumente harmonierte trotzdem und bildete so den klassischen Heavy Metal, der auch im Jahr 2024 seine klare Berechtigung hat.

Nach «Heavy Metal Thunder» gab Biff Byford dem Publikum eine Auswahl von Titeln, so dass sie entscheiden konnten, was als Nächstes gespielt werden sollte. Die Meute einigte sich schliesslich auf «Crusader». Dies zeigte, dass die Band nicht nur ihr neues Album promoten, sondern auch bereit für ein bisschen Fan Service sind. Zum Schluss brachten sie ihren Klassiker «Princess of the Night» und die Gäste, wie auch die Band, gaben nochmals alles. Dieses Ende war das Vermächtnis der Heavy Metal Legenden, welches wohl auf ewig weiterleben wird.

In der Halle ging das Licht aus und «War Pigs» von Black Sabbath ertönte. Es verdeutlichte, dass das Publikum sich gerade auf einer historischen Reise durch die Geschichte des Heavy Metals befand. Nach diesem Intro ertönte der elektronische Anfang von «Panik Attack», dem Instant Classic auf «Invincible Shield». Es wäre ein heroischer Auftakt, wie er im Bilderbuch steht, gewesen, wenn da nicht etwas mit dem Mixing falsch gelaufen wäre. Die Gitarren fielen immer wieder kurzzeitig aus. Doch zum Glück regelte sich das alles noch bevor Glenn Tipton und Richie Faulkner sich auf ihren Gitarren zu dem unglaublichen Tapping Riff duellierten.

Ohne Pause ging es gerade weiter mit «You’ve Got Another Thing Comin’», was eine klare Ansage für das restliche Konzert sein würde. Nach dem Song brach Rob Halford mit einem Todesfokus in den Augen die Stille und schrie: “Are you ready for some fucking Judas Priest?”. Natürlich war das Publikum bereit und eine Vorstellungsrunde wäre bei solchen Titanen wahrlich überflüssig gewesen. Alles, was nun zählte was purer Heavy Metal. Als sie darauffolgend «Breaking the Law» spielten, waren alle froh, dass es keine Gesetze gegen drakonischen Heavy Metal gab.

Die Darbietung von «Crown of Horns» war dank Rob Halford schon fast von biblischem Ausmass. Dieser Ästhetik gab er durch einen nach oben gerichteten Finger noch mehr Ausdruck. Danach herrschte andächtige Stille.

Priest feiern ihr 50 jähriges Jubiläum, passend dazu erinnerte die Band daran, dass sie zusammen mit Black Sabbath Heavy Metal erfunden haben. Wenn jemand Leder mit Nieten trägt, mangelt es dem offensichtlich nicht an Selbstbewusstsein. Sie gaben dieser Aussage Boden, in dem sie «Invincible Shield» spielten und bewiesen, dass sie es immer noch draufhaben. Heavy Metal von der Wiege bis zum Grab.

Um ihre Bedeutung in der Musikgeschichte zu widerspiegeln, ahmte Rob Halford Freddie Mercury an seinem Auftritt am Live Aid Konzert nach: So sang er kurze Melodien vor und das Publikum sang diese nach.

Der Auftritt näherte sich seinem Ende, doch etwas fehlte noch. Etwas das schneller ist als ein Laserprojektil und lauter als eine Atombombe. Die unverkennbaren Drums ertönten und die Menge bebte. Halford sang noch giftiger als auf der Studioaufnahme und die Energie Priests, die heller als 1000 Sonnen schien, war unübertroffen. Doch die Eindringlichkeit der Band war noch nicht vorüber, sie hatten noch drei Sogs als Encore bereit.

Nach «Electric Eye» verschwand Rob Halford ganz plötzlich von der Bühne. Dann aber heulte ein Motor auf und er kam auf einer gigantischen Maschine auf die Bühne zurück. Die ganzen Andeutungen auf Motorräder den Abend lang, war also nicht nur heisse Luft. Der letzte Track war «Living After Midnight», traurigerweise rockten sie aber nicht bis zum Morgengrauen und so fand der sagenhafte Auftritt sein Ende.

Der Hunger von tausenden Heavy Metal Fans wurde an jenem Abend mehr als nur gestillt. Das Genre mag seinen Anfang in diesen Bands haben, doch das Ende ist bei weitem noch nicht in Sicht, denn selbst die Gründer sind noch quicklebendig.

Review by Erik Nilsson.

Judas Priest, Saxon and Uriah Heep play at St. Jackbshalle, Basel in Switzerland on 3 April 2024.

Photos by Andy.

Good News Productions AG

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