PARADISE LOST, PRIMORDIAL, HARAKIRI FOR THE SKY @ Komplex 457 – Zürich

29.9. Komplex 457, Zürich

lr. Es gibt gute Bands, und es gibt gute Livebands. Viele Metal-Bands sind beides. Paradise Lost, man muss es leider so sagen, gehören nicht zu ihnen. Während die Briten auf Platte seit über 30 Jahren spannende stilistische Veränderungen durchlaufen und dabei stets Qualität liefern, haben sie auf der Bühne selbst für viele Fans nie richtig gezündet.

Warum das so ist, zeigt ihr jüngster Auftritt im Komplex. Frontmann Nick Holmes ist ein introvertierter Zeitgenosse, der ein Publikum selten mitreisst und höchsten ab und zu einen lakonischen Spruch macht («here’s another song with a negative title, yeah, we got lots of ‘em»). Zudem ist er live kein besonders guter Sänger. Während er auf Alben sauber und kraftvoll singt, klingt seine Stimme live eher dünn. Umso mehr fällt ins Gewicht, dass er selbst die Death-Metal-Hits der Band wie «As I Die» oder «No Hope in Sight» live seit Jahren clean singt. Dabei ist es bei solchen Songs der Kontrast zwischen tiefen Growls und dem melodischen Spiel von Gregor Makintosh, der die Faszination von Paradise Lost ausmacht. Und growlen kann Nick eigentlich live, wie seine Gigs mit Bloodbath seit Jahren beweisen.

Aber genug gemosert. Letztlich haben Paradise Lost zu viele grandiose Songs – an diesem Abend stechen «Faith Divides Us», «Embers Fire» und «Ghosts» heraus –, um komplett zu enttäuschen. Das Publikum feiert die Band denn auch für ihre Hits, für ihren atmosphärischen Goth-Metal, für ihre sympathische Attitude. Doch wenn man sich beim Überhit «Hallowed Land» dabei ertappt, dass man insgeheim lieber die Studioversion hören würde, sagt das einiges aus. Einmal mehr: Tolle Band, tolle Songs – nicht so guter Live-Act.

Was eine gute Liveband ist, zeigen im Vorprogramm Primordial. Deren supercharismatischer Frontmann Alan Averill lebt auf der Bühne jeden Ton und schafft es trotz lausigem Sound – den notabene auch Paradise Lost haben –, das Komplex-Publikum zu begeistern. Dabei überzeugen neben Standards wie «Empire Falls» vor allem auch die Songs des tollen neuen Albums «How It Ends», allen voran die neue Single «Victory has 1000 Fathers». Geht doch. LR

Photos by Andy G

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