ASH / THE SUBWAYS – 6. Dezember 2023 – Plaza, Zürich

Ash vs. The Subways, 6.12, Plaza, Zürich

en. Zwei Trios, eine Leidenschaft: Wie das Vermächtnis Ashs noch Jahrzehnte durch Bands wie The Subways weiter lodern wird, und von der Unsterblichkeit kompromisslosem Rock and Roll.

Die Menge war schon versammelt, dann wurde alles dunkel und eine Ansage ertönte. Wir alle warteten gebannt. Dann kam Ash auf die Bühne und ohne zu zögern, begannen sie gleich mit «Like a God». Tim Wheeler trug einen weissen Anzug mit nach hinten gekrempelten Ärmeln, gepaart mit einem orangen T-Shirt und spielte auf einer V-Gitarre. Die achtziger Vibes hätten nicht besser sein können. Der Track von ihrem neuen Album «Race the Night» verzauberte das Publikum mit seinem steinernen Groove und kaum eine Person blieb stillstehen.

Uns blieb ein knapper Moment, um zu applaudieren, dann stiegen sie gleich mit dem Titel Track ihrer letzten Platte ein. Die energiereiche Hook, bei welcher sogar Mark Hamilton ohne Mikro mitsang, brachte das Publikum zum Beben. Anschliessend liessen sie uns Zeit, sie mit einem gebührenden Applaus zu belohnen.

Nach dieser kleinen Werbeeinlage für ihr neustes Werk, wurde es langsam Zeit für einen ihrer Hits. Dazu wählten sie «Goldfinger». Die Beleuchtung wechselte zu roten und blauen Lichter, welche ihrerseits einen Kontrast lieferten, der perfekt zu der Verschiedenartigkeit des Songs, gekennzeichnet durch Melancholie und Dynamik, passte.

Den Track “Orpheus” widmeten sie Billy Lunn von The Subways. Tim rollte zu Beginn sein “R”, dann liessen sie die Menge mit dem fetzigen Hauptriff des Titels auf und ab springen. Das Licht schien Violett und Türkis, was zu der 80er Jahre Ästhetik beitrug, von welcher auch ihre neue Platte stark geprägt ist. Die Musik hatte nicht nur auf uns eine Wirkung, auch die Band selbst schien berührt: So kniff Tim oft seine Augen zu, wenn er sich die Seele aus dem Leib schreite.

Obwohl Ash auf eine Rhythmusgitarre verzichtet, ist der Sound dank dem prominent gemischten Bass immer sehr voll, selbst bei den häufigen Soli.

Für «Crashed Out Wasted» verwendete Tim eine akustische Gitarre und liess den friedvollen ersten Teil des Songs fliessen. Kurz vor dem Aufbau, wechselte er auf seine Gibson und betörte uns mit einem sagenhaften Crescendo, das in einem grossartigen Solo endete. Tim und Mark verzogen beide ihre Gesichter, während sie uns auf eine Reise durch die Trümmer einer gelungenen Party mitnahmen. Um das Bild noch zu vervollständigen, hob das Publikum Bierflaschen in die Höhe. Diese Darbietung allein sollte Grund genug sein, sich die neue Platte zu holen.

Schliesslich kam das, auf was wir alle gewartet haben: «Girl from Mars». Allerdings muss betont werden, dass das Warten bei so einem Auftritt keinesfalls eine anstrengende oder gar zähe Angelegenheit war. Nach diesem Stück Pop-Punk vom Feinsten, spielten sie noch einen Song, verabschiedeten sich und verliessen die Bühne.

In der kurzen Pause zwischen den Bands nutzte das Publikum die Zeit Bilder auszutauschen und über ihre Erfahrungen zu plaudern. Der Backdrop wurde ausgewechselt und dann ging es auch schon wieder los.

Billy Lunn durchbrach die die Dunkelheit mit einem «Mir sind The Subways, Händ ufä!». Dies kam überraschend, sollte aber bei weitem nicht die einzige Schweizerdeutsche Ansage des Abends bleiben. Was sollte man noch über die Bühnenpräsenz von The Subways sagen, das nicht schon zig Male gepriesen wurde? Einfach phänomenal, wie alle Bandmitglieder miteinander harmonieren und bis aufs Äusserste gehen. Passend zu dieser Energie spielten sie «Young for Eternity» und während Charlotte Cooper in der Mitte der Bühne auf und ab hüpfte, lehnte sich Billy zurück und überliess das Brillieren seiner Gitarre.

Darauf folgte die Begrüssung. Billy teilte uns mit, dass Engländer oft die Tendenz hätten, in Europa herumzureisen und einfach Englisch zu sprechen. Und seine eigene kleine Rebellion sei es nun, dieses Stigma zu brechen und fortan Schweizerdeutsch mit dem Publikum zu sprechen.

Nun war es auch für sie Zeit uns ihr neustes Werk zu präsentieren: So spielten sie «Black Wax», ein Song, den sie während der Pandemie geschrieben hatten und der von der Wichtigkeit unserer Lieblingsbands erzählt.

Nach diesen ersten paar Titeln wurde klar, dass die Band bei weitem mehr Energie ausstrahlte als das Publikum, aber wenn sie die Latte derart hoch ansetzen, ist das auch nicht weiter verwunderlich.

Bevor sie «Taking the Blame» spielten, gestand Billy, dass er uns gerne auffordern würde zu «gumpä», aber er könne dies nicht sagen, ohne sich selbst vor Lachen einzunässen. Allerdings wurde das direkter formuliert. Voller Begeisterung verkündete er, dass Charlotte einen Verse singen würde und wir konnten uns alle an ihrer wundervoll kindlichen Stimme erfreuen.

Offen wie Billy ist, weihte er uns in sein Liebesleben ein und erzählte, dass ein Mann und eine Frau sein Herz gebrochen hätten. Dann beichtete er, dass er sich heute schon fünfmal verliebt hätte. Passend dazu spielten sie «Kiss Kiss Bang Bang» und Charlotte «gumpte» wie gewohnt wieder verrückt umher.

Neben ihren Hits spielten sie auch Titel von ihrem neuen Album «Uncertain Joys». Vor dem Song erzählte uns Billy eine Geschichte von einem ehemaligen Freund, der YouTube Influencer geworden sei und das Gitarrenspielen aufgegeben hätte. Daher auch der Titel «Influencer Killed the Rock Star».

Obwohl The Subways ja bekanntlich so ein bisschen die Ästhetik von schmutzigem, ungeschliffenen Punk Rock haben, spielten sie jedoch alles sehr sauber, dafür mit einer unübertroffenen Energie. Auch wenn sie einige Wurzeln in der Pop Musik haben, gerade bei ihren eingängigen Hooks, bringt sie ihr Eifer doch auf ein ganz neues Level.

Das grosse Finale war die Encore. The Subways verschwanden von der Bühne, das Publikum fleht sie förmlich an, noch eine Zugabe zu geben und siehe da, die Band kam zurück und das nicht allein: Sie brachten Ash mit sich, die sich in der Zwischenzeit umgezogen hatten. So trug Mark nun ein The Subways T-Shirt. In der Menge gab es kein Halten mehr. Sie spielten «Oh Yeah» von Ash gemeinsam und dies mit einer unvergleichbaren Passion. Der Sound war selbstverständlich ausgesprochen reich, da nun zwei Gitarren und zwei Bässe im Spiel waren.

Voller Begeisterung berichtete Billy, wie sie früher Fans von Ash waren und nun Freunde seien. Nach dieser legendären Darbietung verschwand Ash wieder von der Bühne und The Subways spielten noch drei Songs. Energietechnisch befanden sie sich bis zum Schluss auf einem absoluten Höhepunkt und animierten das Publikum sogar zu einer kleinen Mosh-Pit.

Es war wundervoll zu sehen, wie generationsübergreifend Musik doch sein kann. Eine bezaubernde Geschichte, wie zeitlos Rock doch eigentlich ist und dank Bands wie Ash und The Subways auch nie sterben wird.

Erik Nilsson

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