HEAVY LOAD Riders Of The Ancient Storm

HEAVY LOAD
Riders Of The Ancient Storm
No Remorse Records

mv. Die News über ein neues Heavy Load Album kam sehr überraschend. Man hatte kaum Zeit, der Platte zittrig entgegenzufiebern. Das erste Album der schwedischen Kultband nach unfassbaren 40 Jahren Pause, damit hatte eigentlich niemand mehr gerechnet. Und da die Alben «Death Or Glory» (1982) und «Stronger Than Evil» (1983) in der Szene echten Götterstatus besitzen, können Heavy Load mit dem neuen Alben eigentlich fast nur verlieren und es sicher vielen nicht recht machen. An diese Qualität nach so langer Zeit einfach anzuknüpfen ist auch schier unmöglich. Trotzdem haben sich die schwedischen Recken um die Wahlquist-Brüder Ragne (Gitarre, Keyboard, Gesang) und Styrbjörn (Drums und Gesang) nach all den Jahren nun doch noch an diese Herkules-Aufgabe herangewagt und dabei erstaunlich vieles richtig gemacht. Das Artwork ist herrlich Old School und sehr stimmig. Der Sound des Albums trotzt mit stolzer Wikingerbrust der Moderne und klingt tatsächlich, als hätte die Band das Album 1984 nach dem letzten Album aufgenommen. Der Opener «Ride The Night», eine grandiose Heavy Load-Hymne wie aus dem Lehrbuch, versetzt den Hörer in freudiges Staunen und kann tatsächlich an die alten Werke anschliessen. «Ride The Night» wird live zwischen den alten Klassikern bestens aufgehoben sein und dürfte von hunderten Kehlen inbrünstig gesungen werden. Leider ist das folgende «Rock The World» dann etwas sehr plump und wird seinem einfallslosen Titel leider gerecht. Vom Groove her werden Led Zeppelin zitiert, aber der echt belanglose Refrain schreit schnell nach der Skip-Taste. Schnell vergessen und weiter zu «Walhalla Warriors», einem simplen heroischen Stampfer mit epischen Keyboards, der so gar nicht in unsere heutige Zeit passt. Hätte die Band den Song als altes entstaubtes Demo von 1980 veröffentlicht, ich hätte es geglaubt. «Angel Dark» ist ein flotter Rocker mit toller Gitarrenarbeit und einem leider unspektakulären Refrain. Danach wird es düster und doomig mit dem 8-minütigen „Slave No More“. Ein intensiver Song mit Hang zu viel Dramaturgie und ungewohnten Black Sabbath-Vibes (zu «Headless Cross»-Zeiten). „Raven Is Calling“ ist danach wieder eine typische und starke Heavy Load-Abgehnummer. Den Abschluss macht das fantastische «Sail Away», welches vor allem auch wegen der epischen Keyboards und Gitarrenmelodien etwas nach Warlord klingt und das Album würdig und kongenial zu Ende führt. Ein echter Gänsehautsong, der sich auch nach unzähligen Durchläufen nicht abnützt. Die CD Version hat mit dem Akustik-Instrumental „Butterfly Whispering“ noch einen Bonustrack aufzuweisen, welcher aber vernachlässigbar ist. «Riders Of The Ancient Storm» schwimmt total gegen den Strom und ist kein Album, das dem modernen Zeitgeist entspricht. Wer aber auf ursprünglichen skandinavischen Metal steht und die kauzige Art von Heavy Load vermisst hatte, wird hier unverhofftes Glück finden. Mir ist dieses Album so tausend Mal lieber als wenn Heavy Load heute plötzlich wie all die Heerscharen an heutigen Power Metal Bands klingen würden. Und ein Stilwechsel hätte der Band eh niemand verzeiht. Deshalb sollte dieses Werk umso mehr geschätzt werden; Heavy Load klingen im Jahr 2023 immer noch völlig einzigartig, heroisch, ergreifend und majestätisch.

 

Michael
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Michael Vaucher schreibt seit 2011 für's TRACKS Magazin im Bereich HardRock/Heavy Metal. Zudem ist er der Gründer der Schweizer Metalband EMERALD, welche seit 1995 aktiv ist und bereits 7 Alben veröffentlichte.

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