Shinedown
Attention Attention
Warner
«Attention Attention» heisst das neu und somit sechste Album von Shinedown aus Jacksonville, Florida. Die neue Scheibe reiht sich gut in den Katalog von Shinedown ein. Der Sound der Band war nie wirklich hart im Sinne von heavy und hatte stets einen ziemlichen Mainstream-Touch. Und trotzdem ist die Shinedown-Mukke für ein Mainstream-Pop-Ohr ein zu harter Brocken zu kauen. Wenn man denn mit Ohren kauen könnte… Shinedown verstehen es fast wie Nickelback ihre Musik so zu verpacken, dass sie zwar die Menge anspricht aber trotzdem eine Affinität zu Stromgitarren voraussetzt. Fakt ist, der Sound ist ziemlich leichtverdaulich, geschliffen und teils gefühlsschwanger. Hoppla, das tönt jetzt alles ziemlich negativ. War so nicht gedacht, denn «Attention Attention» ist stark! Bands wie Theory Of A Deadman, Hinder oder Pop Evil würden sich bestimmt gerne eine Scheibe abschneiden.
Das neue Album ist ein Konzept-Album, das erste der Band. Sie versuchen mit den Songs eine zusammenhängende Geschichte zu erzählen, dieses Konzept habe sich während des Schreibprozesses herauskristallisiert, als die Band merkte, dass alle Songs miteinander thematisch verbunden sind. Es geht um eine Person, die ganz am Boden ist und sich wieder langsam aufrappeln muss um auf die Beine zu kommen. Der Sänger Brent Smith meint dazu, man müsse erst mal in ein Loch fallen, um dann herauszufinden wie man da wieder rauskommt. In seinem Fall hat dies durchaus auch autobiographische Züge, da er in der Vergangenheit mit dem Ausweg aus Drogen und Alkohol zu kämpfen hatte. Shinedown haben das Album geschrieben mit dem Gedanken, dass die Scheibe an einem Stück gehört werden sollte und so die Story von Anfang bis Ende mitverfolgt werden kann. Ein mutiger Wunsch oder eher eine Illusion, in einer Zeit in der oft nur noch die Lieblingssongs den Weg in die Playlist finden, oder die Zufalls-Song-Wahl stets aktiviert ist. (Ihr seht das anders? Ihr könnt diesen Beitrag kommentieren, ganz unten. Anmelden und los geht’s.) Wer weiss, vielleicht goutiert dies ja die Spotify-Gefolgschaft von Shinedown. Gemäss eigenen Aussagen ist Shinedown eine der meistgespielten Rock-Bands auf Spotify mit monatlich durchschnittlich 3.3 Millionen Hörern.
Intros kotzen mich an. Tschuldigung für die Direktheit, aber die sind wirklich sowas von unnütz und stören meinen Hörfluss jedes Mal. Auf dieser Scheibe findet sich auch ein solches Intro, das uns dann zum ersten Song und auch gleich zur ersten Singleauskopplung bringt, «Devil». Heulende Gitarren, Piano-Chöre und ein stampfender Beat treten das Ding los und zeigen schon mal schön die Marschrichtung auf. «Black Soul» beginnt dann mit klimpernden Piano-Klängen deutlich sanfter, die Gitarrenfront lässt dann aber nicht lange auf sich Warten und dreht am Gaspedal. Der Song beinhaltet die Motivation sich zusammen zu reissen, aufzuwachen und sich aufzurappeln. Der Titelsong beginnt dann wieder mit etwas weniger Tempo und die Stimme klingt anfangs aus dem Megaphone, im Chorus ist die Stimme dann aber wieder clean und ziemlich geschliffen. Das Stück kommt etwas zu glatt rüber. Track Nr. 5 heisst «Kill Your Conscience» und kann fast als klassischer Shinedown-Song bezeichnet werden, ein Song der es in den Rock-Charts wieder auf die oberen Plätze schaffen dürfte, sollte er dann mal als Single ausgekoppelt werden. «Pyro» kommt dann wieder mit etwas mehr Druck und Tempo aus den Boxen und schlägt vor den Stammbaum in Brandzusetzten, die Verzweiflung aus verkorksten Familienverhältnissen ist fühlbar. «Monsters» ist wieder ein ruhigerer Song, der aber sehr gefällt und irgendwie auch berührt. Smith singt darüber wie man unter anderem seine eigenen Monster mit flüssigem Mut bekämpfen kann, oder zumindest wie er das wohl gemacht hat. «Darkside» und «Creatures» sind nett, fallen aber nicht weiter auf. «Evolve» sprüht dann allerdings wieder von Kampfesgeist, von Positivität und kommt rasant und druckvoll daher. «Get Up» beginnt wie eine sackstarke Ballade, fällt dann aber im Chorus in deutlich zu poppige Gefilde. «Special» ist dann wiederum ein ruhigerer Track, aber mir gefällt darin vor allem die Aussage: «You’re not special». Man solle nicht auf seine 15 Minuten Ruhm warten, singt Smith darin, denn man sei weder ein Gott noch ein Poet. Eine Aussage die zwar niemand hören will, aber dem einen oder anderen Influencer guttun würde. «The Human Radio», der zweitletzte Song, tönt ziemlich episch und fast schon triumphal. Der heimliche Star der Scheibe folgt allerdings zum Schluss mit dem Song «Brilliant». Hier wird das Tempo nochmals angezogen, der Song ist eine Kampfansage, ein Statement nicht aufzugeben und weiterzumachen. Schade das am Schluss des Songs (nicht mal als separater Track!) noch ein Outro eingebaut ist. Dinge, die die Welt nicht braucht. Im Gegensatz zum Album, das ist nämlich trotz allem grosses Kino.
Livedatum: am 8. Juni 2018 am Greenfield Festival, Interlaken.
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