FIFTH ANGEL The Third Secret

FIFTH ANGEL
The Third Secret
Nuclear Blast Records

mv. Manchmal kommen sie wieder… so jetzt tatsächlich auch die legendären Fifth Angel. Nach geschlagenen 29 Jahren bringt die Band tatsächlich eine neue Scheibe an den Start, damit war trotz genialen Auftritten unter anderem bereits zweimal am Keep It True-Festival nicht unbedingt zu rechnen. Immerhin drei Fünftel der Besetzung von “Time Will Tell” waren an “The Third Secret” beteiligt, wobei Gitarrist Ed Archer nach den Aufnahmen dieses Albums nun auch noch zur Band zurückgekehrt ist. Leider fehlt ausgerechnet Original-Sänger Ted Pilot, welcher sich seit Jahren als Zahnarzt den Lebensunterhalt verdient und die Musikerkarriere längst an den Nagel gehängt hat. Und wie klingt denn nun dieses lang ersehnte Comebackalbum? Nach den ersten paar Durchgängen stellt man schnell fest, dass „The Third Secret“ eine starke Platte geworden ist, welche US Metal-lastigen Stahl der alten Schule bietet. Tolle Riffs, fantastische Leadgitarren kombiniert mit den wuchtigen Drums von Tausendsassa Ken Mary (House Of Lords, Alice Cooper u.v.m.) und so einigen leicht nostalgischen Schlenzern lassen den Hörer freudig grinsen. Gitarrist Kendall Bechtel hat den Gesang mangels geeigneten Alternativen selbst übernommen und macht seine Sache richtig gut, wobei viele Stücke vor allem aufgrund des Gesangs doch etwas härter geworden sind als vielleicht erwartet. Schon der Opener „Stars Are Falling“ zeigt dies schnell und ist vermutlich die härteste Fifth Angel-Nummer überhaupt geworden. Weitere heftige Kracher sind „Shame On You“, „We Will Rise“ oder das abschliessende sehr geile „Hearts Of Stone“, welche ab und zu gar an Vicious Rumors oder Armored Saint erinnern. „Fatima“ sowie der anschliessende Titelsong bieten einen epischen Gegenpol, während die Gänsehaut-Halbballade „Can You Hear Me“ mit jedem Durchgang wächst und wächst und sich schliesslich zum Höhepunkt des Albums mausert. Ohne jeden Kitsch, dafür leicht majestätisch und episch erinnert ausgerechnet dieser Song am meisten an die glorreichen alten Fifth Angel-Tage (sowie ein wenig an alte Crimson Glory). „The Third Secret“ ist im Vergleich zu vielen aktuellen Veröffentlichungen deshalb herausragend, hat aber auch ein kleines Problem: der unvermeidbare Vergleich mit den beiden 10-Punkte-Meisterwerken „Fifth Angel“ und „Time Will Tell“. Auf diesen beiden Alben zelebrierte die Band einen völlig eigenen Sound und lieferte Hooks und Hymnen ohne Ende. Gerade was die grossen Refrains anbelangt, kann das neue Album zu keiner Zeit an die alten Tage anknüpfen. Es fehlt einfach etwas diese Magie von Meisterwerken wie „Wings Of Destiny“, „Call Out The Warning“ oder „In The Fallout“, was sicher auch am Fehlen von Ted Pilot und seiner Wahnsinnsstimme liegt. Es ist zwar nicht ganz fair, das Album an solchen unsterblichen Klassikern zu messen, geht aber irgendwie auch nicht anders, schliesslich waren die Erwartungen gerade wegen dieser Alben so unermesslich hoch. „The Third Secret“ ist natürlich trotz allem ein starkes Comeback und dürfte US-Metal-Fans verzücken. Es gilt einfach bei jedem weiteren Durchgang die Vergleiche mit den alten Scheiben verblassen zu lassen und sich auf hoffentlich viele Konzerte der Jungs zu freuen.

Michael
About Michael Vaucher 148 Articles
Michael Vaucher schreibt seit 2011 für's TRACKS Magazin im Bereich HardRock/Heavy Metal. Zudem ist er der Gründer der Schweizer Metalband EMERALD, welche seit 1995 aktiv ist und bereits 7 Alben veröffentlichte.

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