CYPRESS HILL Elephants On Acid

CYPRESS HILL
Elephants On Acid
BMG Rights Management

Acht Jahre hat es gedauert, bis sich Sen Dog, B-Real und DJ Muggs an den Nachfolger von „Rise Up“ (2010) gesetzt haben. Für Fans der drei Profikiffer aus Los Angeles ist das eine ziemlich lange Zeitspanne, verglichen mit dem Beginn ihrer Karriere in den 90ern, in der das Trio die Bedürfnisse der Anhängerschaft im Zweijahrestakt befriedigte. Ihren schweren Trademarksound hatten Cypress Hill eigentlich schon mit dem ersten Album zementiert, bauten diesen aber in den Folgejahren mit kreativen Ausflügen in Düsternis, Mainstream oder Heavy Metal aus.

„Elephants On Acid“ feiert die Schwere ihrer Beats metaphorisch in Form des Elefanten. Sei es in der Covergestaltung als freie Interpretation von Ganesha, als Textelement verschiedener Tracks, als Hook in „LSD“ oder als Bläserarrangement in „Reefer Man“; das majestätische Rüsseltier steht als roter Faden Pate für den musikalischen Geist der Rapper.

Chartstürmer wie „Insane In The Brain“ (1993) findet man, wenn der langjährige Zugang zu Cypress Hill fehlt, nicht auf den ersten Blick. Möglicherweise liegt es auch daran, dass sich die Zeiten geändert haben und das Rap/HipHop-Genre mehrheitlich glattgebügelt in den Charts oder begrenzt auf ein paar labile Paradiesvögel, die Ihre Volljährigkeit direkt mit einem Sarg oder einem Gerichtssaal eingetauscht haben, stattfindet. Auch in dieser Zielgruppe hat ein Toleranzverfall stattgefunden und die Ignoranz der jungen Musikkonsumenten (nicht nur) gegenüber den Klassikern von NWA, Public Enemy oder eben Cypress Hill führt zu einem langsamen Verblassen dieser Heldenära im morphogentischen Feld der Raphistorie.

Ob „Elephants On Acid“ dieses Verlaufen im Sande aufhalten kann, bleibt eine offene Frage. Fakt ist, dass dieses Album gleichzeitig sperrig, aber auch genial ist. Die Menge an Songs, die mit 21 doch recht hoch ist, könnte auf den ersten Blick abschreckend wirken. Ganz so überladen ist das Werk allerdings nicht, denn ein Teil davon sind kurze Interludes und ein weiterer guter Teil besteht aus recht kurzen Nummern. Man könnte argumentieren, dass diese Songs ZU kurz und ausbaufähig sind. Allerdings ist eine Story auch gerne mal in Kurzform auserzählt und deshalb nicht minder gut. Kann man machen. So bleibt nämlich auch eine Menge Platz für viel Kreativität, die auf „Elephants On Acid“ definitiv zu Hauf enthalten ist. Indische Klänge, arabische Gastsänger, eine Menge psychedelische Sounds, Bläser, weibliche Verstärkung am Mikrophon; hier gibt es das volle Programm. Cypress Hill bleiben sich auf diesem Album mehr als treu, sind innovativ und für Überraschungen gut, und grooven immer noch wie Sau, salopp und mit Verlaub ausgedrückt. Wer nicht auf Songs wie „Band Of Gypsies“, das zähe „Pass The Knife“, den flockigen Lüpfer „Oh Na Na“ oder „Loco“, der sehr im Karrierebeginn wurzelt abfährt, dem wird dringend ein Boxenstopp in der Musikwerkstatt nahegelegt. Für die ganz Mutigen sind die letzten vier Songs Anspieltipps (Favorit „Blood On My Hands Again“), denn so verschrobenes Songmaterial findet man selbst bei Cypress Hill selten. Aber gerade das macht „Elephants On Acid“ zu einem gloriosen Album, das sich einen feuchten Roach um Chartpositionen schert und einfach ein Kompendium wabernder Genialität aus Rap, HipHop und Psychedelic ist. Pass the Jibbet.

Inga
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