TRIPTYKON WITH THE METROPOLE ORKEST – Requiem (Live At Roadburn 2019)

TRIPTYKON WITH THE METROPOLE ORKEST
Requiem (Live At Roadburn 2019)
Century Media/Sony
 
lg. Tom Gabriel Warrior hatte die Idee eines Requiems, einer Totenmesse, bereits im Jahre 1986. Der erste Teil, „Rex Irae“, erschien 1987 auf dem visionären Werk “Into The Pandemonium“ – ein Album, welches damals schon viele Grenzen sprengte und entsprechend die Schweizer Band Celtic Frost nach den ebenfalls wegweisenden früheren Werken („Morbid Tales“, „Emperor’s Return“ und „To Mega Therion“) als eine avantgardistische Band des extremen Metals etablieren konnte. Der dritte und unglaublich erhabene und düstere Teil, „Winter“, war als Abschlusstrack auf „Monotheist“, dem fantastischen letzten Werk von Celtic Frost aus dem Jahre 2006 zu finden. Was dem Requiem noch fehlte, war das Zentrum. Nun, 2019, war es soweit und Tom Gabriel Warrior konnte auf Einladung des Roadburn Festivals im niederländischen Tilburg das gesamte Requiem aufführen – mit dem sechsteiligen „Grave Eternal, Chapter Two: Transition“ als grandiose Mitte. Triptykon, die derzeitige nicht minder grossartige Band um Tom Gabriel Fischer hat dieses visionäre Vorhaben gemeinsam mit dem Metropole Orkest, ein niederländisches Orchester der Unterhaltungsmusik, umgesetzt. Schon das recht wütende „Rex Irae, Chapter One: Overture“ entfaltet sich in in seiner vollen Tiefe – sowohl die Orchestrierung als auch die Stimme von Sängerin Safa Heraghi geben dem Stück zusätzliche Tiefe. Was danach auf  „Grave Eternal“ vorgeht, ist kaum in Worte zu fassen. Der erste Teil ist tiefe, fliessende Dunkelheit mit einem ganz winzigen Licht irgendwo in der Ferne – die schleppenden Beats ziehen gemeinsam mit den Streichern und Bläsern sofort die volle Aufmerksamkeit auf sich, bis das Stück von einem Pink Floyd-artigen mäandrierenden Gitarrensolo weiter angetrieben wird. Die weiteren Teile von „Grave Eternal“ enthalten wiederholt Tribal-Elemente (Perkussion), erinnern zeitweise an die Düsterheit von Dead Can Dance oder spielen mit Steicherarrangements in den Sphären von Godspeed! You Black Emperor und referenzieren immer wieder (zeitgenössischere) klassische Komponisten wie beispielsweise den Polen Henryk Gorecki. Das Glockenspiel gegen Ende von „Grave Eternal“ mag etwas versöhnlich stimmen – die Dunkelheit bleibt. Das abschliessende „Winter, Chapter Three: Finale“ lässt den Hörer fasziniert in einer farblosen Landschaft zurück. Mit „Requiem“ ist ein Werk geschaffen worden, das seinesgleichen sucht. Hier stimmt alles – der künstlerische Anspruch, die Qualität der Umsetzung und aller beteiligten Musiker und auch der Kontext, in welches die drei packenden Teile der Totenmesse gestellt werden. Es bleibt ein Werk, welches volle Aufmerksamkeit erfordert und sich danach voll entfalten kann. Hier werden jegliche Grenzen gesprengt. 
 
Laurent Giovanoli

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