TOMAZOBI
Los Gringos En Direkcto
Endorphin/Irascible
Nach 20 Jahren Bandgeschichte und über 700 Auftritten ist es auch für die Berner Vokalartisten Tomazobi an der Zeit, ein Live-Album zu veröffentlichen, gut Spanisch en directo. Aufgenommen wurde das Konzert am Silvester letzten Jahres in Bern, in Heimspiel also, das verspricht ganz besonders gute Unterhaltung von diesen einzigartigen Wortspielern, Witzigmachern und Halbaccapellamusikern. Zum Bandjubiläum gibts im Setting eine Auswahl ihrer besten und liebsten Songs, neue Songs fehlen. Aber das ist okay. Natürlich schillern Tomazobis lustige Songs wie «Edmund Zerstöiber» oder «So guet» auch live wie eine Feuerwerksrakete, daran hatten wir nie Zweifel. Und dass sich die vier Jungs in ihren Vorträgen wenig Spielraum für weiterführende Improvisationen oder gar gesangliche Eskapaden gönnen, ist ein bisschen schade, aber irgendwie auch okay. Was hingegen ziemlich irritiert, ist, dass Tomazobi die Live-Atmosphäre so arg zurückhaltend auf das Album übertragen haben. Das ist besonders schmerzlich, weil gerade diese Band mit gerade dieser Musik für einen guten Auftritt eine sehr dichte, intime Atmosphäre schaffen kann und muss – weil ihre Musik nicht für grosse Hallen geeignet ist, in denen das übliche «und jetzt alle»-Mitgeklatsche in der Regel reicht, um den Eindruck von guter Stimmung zu erwecken. Wie Tomazobi, sagen wir: Kleintheater-Atmosphäre schaffen, hätte uns bei diesem Album interessiert, schliesslich ist es ein Live-Album. Das zügig ausgeblendete Klatschen am Ende jedes Songs und die fast durchgehend fehlenden Ansagen machen «Los Gringos En Directo» fast zu einem weiteren Studioalbum. Aber die haben wir ja schon alle.
Christian Hug
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