SOFTEN Rocket Science

SOFTEN
Rocket Science
Saiko Records

 

pc. Auf ihrem dritten Album präsentieren Soften ausgereiften Alternativesound, der zwischen akustischen Gitarren und Elektro-Einflüssen pendelt. Wer Soften noch nicht kennt, dem wird – wenn er oder sie ganz genau hinhört – der englische Akzent auffallen. Der ist zwar sehr gut. Aber irgendwo gibt es ein ganz kleines Eckchen, das schwer zuzuordnen ist. Die Lösung ist ganz einfach: Soften kommen aus der Schweiz. Aber dieses nicht ganz hundert Prozent perfekte Englisch (es stört übrigens in keiner Weise) ist das Einzige, was an die Heimat erinnert. Ansonsten könnten Soften auch irgendwo aus den Suburbs von L.A. oder aus London kommen. Die Songs sind feine Kunstwerke, zusammengesetzt aus filigranen Einzelteilen („FieryRomance“ oder „See YouLazer“) und darüber die spährischen Gesänge von Nils Aellen. Die akustisch gezupften Riffs sind flüssig und das Schlagzeug scheint die Trommelfelle regelrecht zu streicheln („Bite The Bullet“). Sänger Aellen lässt dabei – Booklet sei Dank (die Dinger sind eben doch noch zu etwas nutze) in seine Songwriterseele schauen, wenn er enthüllt, unter welchen Umständen bestimmte Songs entstanden sind. Ansonsten hätte man vielleicht nie erfahren, dass „Intertwine“ von seiner Grossmutter handelt, in deren Haus ein leicht verstimmtes Klavier steht, an dem Aellen die ersten Schritte bzw. Töne zu mehreren Songs unternommen hat. So zurückhaltend und melancholisch die Songs zumeist sind, man hat sie beim zweiten Mal Hören begriffen, denn die Akkordverläufe sind stringent („Revenge“), auch wenn sie einen manchmal überraschen. Mitunter erinnern Soften etwas an „Eels“ zum Beispiel im Song „Take The Blame“. Ob all diesen Feinheiten verblüfft es einen fast ein bisschen, wenn Soften zur Mitte des Albums plötzlich laute und verzerrte Klänge anstimmen („A Legend In The Making“). Diese Ausbrüche bleiben allerdings Einzelfälle. Rocket Science bleibt ein gutes vor allem sehr leises Album. Ideal für den Herbst.

Hanns
About Hanns Hanneken 528 Articles
Hanns, der Gründer von TRACKS, ist der CH-Musikszene seit den 80er-Jahren als Produzent, Musiker und Redaktor eng verbunden. Er war jahrelang Chefredaktor des Schweizer Musikmagazins MUSIC SCENE, des deutschen Magazins MUSIK SZENE und arbeitete für u. a. MUSIK EXPRESS, METAL HAMMER.