Meh Suff Winter-Festival, Dynamo Zürich, 5. und 6. Januar 2024

Meh Suff Winter-Festival, Dynamo Zürich, 5. & 6. Januar 2024

lr. Die erste Woche im Jahr ist meist besch…eiden, und genau deshalb gibts am Wochenende jeweils das Meh Suff Winter-Festival. Das bläst der Metal-Community seit über 10 Jahren den Januarfrust aus den Knochen. Dieses Jahr mit einem besonders feinen Line-Up – die gute Arbeit im Metal-Underground macht sich für die Organisatoren mehr und mehr bezahlt.

Der Freitag war dabei etwas weniger prominent besetzt als der Samstag. Nach dem Auftakt mit drei munteren CH-Bands war das Publikum vor allem auf Gaahl gespannt. So richtig draus kommt beim 2-Meter-Hünen ja kaum jemand, weder musikalisch noch sonst. Entsprechend erratisch sein Gig im ausverkauften Dynamo.

Zu Beginn lag der Fokus auf Gaahls Wyrd mit Songs aus der «Humming Mountain»-EP. Dabei zeigte der Mann mit dem legendären Corpsepaint eine enorme stimmliche Bandbreite, wobei nicht alle Tonlagen funktionierten. Mit zunehmender Dauer gabs mit Material von God Seed und Gorgoroth aber auch mehr von dem, was Gaahl am besten kann: markerschütternd schreien. Zum Ende hin ein richtig guter Gig, der von Insomnium mit ihrem Ambient-Metal irgendwo zwischen Pink Floyd und Santiano mit Gruntzvocals noch getoppt wurde.

Der Samstag bot dann Highlights am Laufmeter, etwa mit Toxic Holocaust. Der Gig der US-Thrasher war allerdings etwas leise und 10 Minuten zu kurz. Immerhin gab’s am Ende den Band-Knaller «Nuke the Cross», wäre ja noch schöner gewesen.

Nutzniesser des Kurzauftritts waren Asphyx, die Motörhead des Death Metal. (Ich weiss, das sagt man auch von Obituary). Labertasche Martin van Drunen zeigte sich geläutert («Ich quatsch’ heute nicht viel, dann reichts für mehr Songs»), die Band spielte Hit an Hit – und liess dennoch einige ihrer besten Songs («Incoming Death») vermissen. Schon erstaunlich, wie diese Band nach der Reunion immer besser wurde und live nach wie vor eine Macht ist.

Abbath ist dagegen als Solokünstler eine etwas zweischneidige Sache. Die Songs aus seiner I- und Immortal-Zeit knallen nach wie vor, das neue Material dagegen – na ja. Als Erscheinung ist der Mann mit dem Panda-Paint aber einfach Kult; seine Quäck-Vocals sind legendär, sein Stageacting gekonnt, und um einen kleinen Scherz ist er auch nie verlegen. Deshalb wird der Norweger von den Fans auch richtig abgefeiert. Der Tagessieg jedoch geht an Asphyx.

Wobei – Hellripper hatten da tatsächlich auch ein Wörtchen mitzureden. Bei den UK-Speedstern zeigte sich der Altersunterschied zu den vorherigen Acts mit ihren Musikern um die 50 deutlich: Die jungen Briten spielten mit einer so unglaublichen Energie, dass sie das von zwei Festivaltagen schon etwas müde Publikum im Nu für sich gewinnen konnten. Tolle Band, tolle Energie, tolle Spieltechnik, coole Songs – die heimlichen Sieger des Festivals. 

Lukas Rüttimann

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