MANIC STREET PREACHERS Futurology

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MANIC STREET PREACHERS

Futurology

Sony

 

ip. Es ist vollkommen unverständlich, dass es immer noch Leute gibt, die sich den Manic Street Preachers verweigern, indem sie ihnen Genre-Untreue vorwerfen. Den Wechsel von Punk zu Poprock haben ihnen immer noch nicht alle verziehen. Aber genau diese Entwicklung hat die Band gebraucht, um ihren Weg zu finden. „Futurology“ erscheint  jetzt nur zehn Monate nach dem gelobten Vorgänger „Rewind The Film“ und präsentiert sich insgesamt etwas flotter und rockiger. Und nicht nur das: Dieses neue Album klingt von A bis Z aus einem Guss, hat auf 13 Songs nicht einen Ausfall und steckt voller erkundenswerter Momente. Das beginnt beim Titeltrack „Futurology“, der das Album mit einem unwiderstehlich flockigen Hitcharakter eröffnet, zieht sich über das sehr englisch klingenden „Lets Go To War“ zu „The Next Jet To Leave Moscow“, dem man Anleihen an Ultravox anhört, und „Divine Youth“ weiter, das in der Albummitte mit weiblichem Gesang und ruhigerer, sphärischer Gangart punktet. Aus den vorliegenden Presseinformationen ist nicht klar ersichtlich, um welche Sängerin es sich bei diesem Song handelt, denn „Futurology“ ist mit einigen bekannten weiblichen, aber auch männlichen Gästen bestückt. Unter anderem finden sich Scritti Politti’s Green Gartside, die walisische Musikerin Cate Le Bon oder Cian Ciarán von den Super Furry Animals in der Trackliste wieder.

Ein Highlight ist dabei der treibende, vorwärtsmarschierende Track „Europa Geht Durch Mich“, auf dem die deutsche Sängerin und Schauspielerin Nina Hoss im Refrain in ihrer Muttersprache singt und der einen unweigerlich zum mitwippen zwingt. Ein weiteres Highlight ist auch „Walk Me To The Bridge“, in dem sich die immer noch präsenten Nachwirkungen des Verschwindens von Gitarrist Richey James Edwards widerspiegeln, der ab 1995 verschwunden war und seit 2008 als „vermutlich tot“ gilt.

„Sex, Power, Love An Money“ klingt in der Strophe sehr nach Rolling Stones’ „Undercover Of The Night“, darf aber damit Tribut zollen, statt nur plump zu kopieren. „Dreaming A City“ ist ein willkommenes Instrumental mit einem zum Albumtitel passenden Grundthema, das an den Soundtrack der Zeichentrickserie „Captain Future“ erinnert und statt Gesang wunderbare Gitarrenarbeit zeigt. Gegen Ende lockert das ruhige „The View From Stow Hill“ den Marathon an schmissig-tanzbarem Material etwas auf, bevor „Mayakovsy“ noch einmal zum Mitrocken auffordert.

„Futurology“ ist ein hervorragendes, emotionsgeladenes und facettenreiches Album von einer extrem versierten Band, die seit 1986 Musik macht, die sich –trotz Plagiatsvorwürfen und grossen Hindernissen- immer genau die Eigenheit bewahrt hat, die die Fans lieben. Auch, wer mit den Manic Street Preachers noch nicht viel zu tun hatte: „Futurology“ ist äusserst modern geworden und sollte auch deshalb gerade bei Hörern gut ankommen, denen z.B. das letzte Album von Placebo gefallen hat. Wirklich gross!

Hanns
About Hanns Hanneken 528 Articles
Hanns, der Gründer von TRACKS, ist der CH-Musikszene seit den 80er-Jahren als Produzent, Musiker und Redaktor eng verbunden. Er war jahrelang Chefredaktor des Schweizer Musikmagazins MUSIC SCENE, des deutschen Magazins MUSIK SZENE und arbeitete für u. a. MUSIK EXPRESS, METAL HAMMER.