LENNY KRAVITZ Raise Vibration

LENNY KRAVITZ
Raise Vibration
Phonag/TBA

hef. Der Mann ist vielseitig wie ein Chamäleon. Sänger, Komponist, Texter, Multi-Instrumentalist, Produzent, Schauspieler (“Die Tribute von Panem – The Hunger Games”), Designer (mit seiner eigenen Company “Kravitz Design Inc.”) – und Menschenfreund. “Ich habe genug von Rassismus und Krieg, von Umweltzerstörung, von der Gier und der Verlogenheit vieler Staatsoberhäupter”, sagt der Sohn eines ukrainisch-jüdischen New Yorker TV-Produzenten und einer bahamesisch-afroamerikanischen Mutter.
Und weiter: „Die Menschen erheben sich. Wir müssen dringend die Kurve kriegen und ein höheres Verständnis für die Menschheit und diesen Planeten entwickeln.“ Wo er recht hat, da hat er recht. Und er singt darüber wie im Titel “It’s Enough!”, es ist genug! “Raise Vibration” ist das 11. Studioalbum von Lenny Kravitz vier Jahre nach “Strat”.  Bereits mit seinem Einstand “Let Love Rule” 1989 hat mich der so polyvalente Musiker umgehauen. Zwei Jahre später bestätigte er mit seinem Zweitling “Mama Said” seine Einmaligkeit. Der Kravitz-eigene Stil war geboren. Der dunkelhäutige Charmeur, dem die Frauen von Beginn weg zu Füssen lagen, packte anfangs die ganze Musikgeschichte in seine Songs, Beatles und Jimi Hendrix, vor allem weissen Pop von Koryphäen wie Led Zeppelin und Pink Floyd. Dazu eine satte Portion von Rock und Funk der 1960er und 1970er Jahre, plus Gospel, Blues und vor allem Soul. Mit seiner instrumentalen Virtuosität überzeugte er die letzten Zweifler am neuen Wunderkind der grenzüberschreitenden Sounds. Diese beiden ersten Platten sind für mich noch heute das Beste seines mittlerweile fast dreissigjährigen Schaffens im Rampenlicht. Unter den 12 neuen Songs auf “Raise Vibration” sticht der Titel “Johnny Cash” besonders heraus. Es handelt sich um die wirkliche Begegnung zwischen dem Country-König und dessen Frau June Carter, die in New York einst Tür an Tür wohnten. Das aussergewöhnliche Songkonstrukt nennt Kravitz selber “psychedelischer Funk meets Country”. Die Ballade “Here To Love” wiederum – Kravitz spielt Piano, dazu säuseln die Geigen – ist eine Hühnerhaut-Nummer, die einen wie in Watte packt. Der Titel “Low” hat mich am meisten berührt. Das ist der Kravitz der frühen Jahre, als er noch eine Art Pionier zwischen den Stilen war und deshalb vor allem die Medien auf Anhieb für sich einnahm. Genregrenzen zu sprengen jedenfalls beherrscht Kravitz noch heute blendend.

H. Elias Fröhlich

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