KOCHKRAFT DURCH KMA – Alle Kinder sind tot

KOCHKRAFT DURCH KMA
Alle Kinder sind tot

Kochkraft durch KMA veröffentlichen mit “Alle Kinder sind tot” ihr zweites Album. Dabei sind seit Release der letzten Platte “Endlich Läuse” bereits vier lange Jahre vergangen und viel in der Welt passiert, das man kaum glauben kann. Die Band, deren Mitglieder aus Duisburg, Berlin und Köln stammen, schafft es diese Geschehnisse sehr eindrucksvoll zu verarbeiten und greift so zum Beispiel Themen wie toxische Männlichkeit, Nationalismus und nervige Influencer:innen auf, um über diese auf ironische und überzogene Weise herzuziehen. Das Ganze wird dazu in einen wilden und einzigartigen Genremix aus Elektro und Punk verpackt und steht damit für einen ganz eigenen Sound, den diese selbst als “Neue Deutsche Kelle” bezeichnen.

Kochkraft durch KMA machten dieses Jahr bereits auch als Initiator:innen des “Cock am Ring” Samplers und Festivals auf sich aufmerksam und zeigten damit auf, dass es immer noch ein großes Problem mit überwiegend männlich dominierten Festival-Lineups gibt und die Musikbranche nach wie vor kaum etwas gegen diese Geschlechterungerechtigkeit unternimmt. Das Quartett hingegen möchte aber etwas an diesem sowie weiteren Umständen ändern und hat sich dafür mit Riffsn von Grossstadtgeflüster, Jojo von Sperling und mit der Band Leitkegel besonders geeignete Featuregäste an Bord geholt, um den Zuhörer:innen in ca. 40 Minuten zu vermitteln, was in Deutschland alles überhaupt schief läuft.

Direkt zu Beginn des Albums wird man hier sofort abgeholt und immer wieder mit großartigen Elektro-Beats/Synths, einem einzigartigen Sound und packenden Lyrics zum Tanzen animiert. Auch wenn die Thematiken noch so ernst sind, kann man hier kaum stillhalten. So schallert es einem im ersten Song “Auf jungen Stuten lernt man fluten” nur so um die Ohren, während Sängerin Lana ihre Abneigung gegen den Nationalismus deutlich macht oder auch in “Influencer:innen hassen diesen Trick” aufzeigt, wie belanglos das Leben von Influencer:innen doch zu sein scheint. Im gleichnamigen Titeltrack “Alle Kinder sind tot” steht hingegen die verlorene Zukunft der Menschheit im Vordergrund, die durch einen gewohnt eingängigen, aber durchaus auch furchtbar wirkenden Elektrobeat sowie durch den Rap-Part von Jojo (Sänger Sperling) hervorragend dargestellt wird. Im Song “Mancave” wird dann besonders die toxische Männlichkeit aufgegriffen und durch Riffsn von Grossstadtgeflüster in einer Hasstirade verdeutlicht, wie viele Schwächen diese tatsächlich mit sich bringt und das hier leider immer noch viele Probleme zu lösen sind.

Das Kochkraft durch KMA aber auch immer wieder für Abwechslung sorgen, zeigen sie bei Songs wie “Tanz mit Attitüd'” oder “Moonwalk durch die Nachbarschaft”, die beide mit spektakulären Elementen und noch wilderen Melodien und Texten begeistern können und die man unbedingt selbst gehört haben muss, um zu verstehen, was die Band ausmacht. Für das letzte Feature “Was geht los da rein?” wurde sich Unterstützung von Leitkegel geholt, um mit allen Leuten abzurechnen, die immer noch gegen Flüchtlinge hetzen und um dem Alltagsrassismus Konter zu geben. Dabei wird auch nochmal zum Ende des Albums “Alle Kinder sind tot” durch besondere Synths/Beats gezeigt, dass Kochkraft durch KMA musikalisch immer wieder einen drauf setzen kann und ihre Meinung zu wichtigen Themen dabei eindrucksvoll vermittelt.

Kochkraft durch KMA haben es geschafft ein fantastisches Album zu produzieren, das einen als Zuhörer:in in Anbetracht der Umstände erstmal erstaunt zurück lasst. Tatsächlich kann man sich die Platte aber auch immer wieder anhören und Fans von Egotronic, TCHIK oder Grossstadtgeflüster werden mit “Alle Kinder sind tot” definitiv Gefallen an Kochkraft durch KMA finden, sofern sie noch nicht mit der Band vertraut sind. Für alle anderen, die entweder auf Elektrobeats, Synths und nach vorne treibende Bässe stehen oder ebenfalls nicht mehr glauben können, was in Deutschland so abgeht, ist dieses grandiose Album aber auch unbedingt zu empfehlen.

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