BRUCE DICKINSON The Mandrake Project

BRUCE DICKINSON
The Mandrake Project
BMG

mv. Nun liegt es also endlich vor, das lang angekündigte neue Soloalbum von Iron Maiden-Frontsirene Bruce Dickinson. Schlappe 19 Jahre nach seinem letzten Killeralbum “Tyranny Of Souls” entstand auch «The Mandrake Project» zum Glück wieder in Kooperation mit dem Musiker/Produzenten und Multitalent Roy Z (Tribe Of Gypsies). Die Erwartungen zu dem Album waren bei den Fans sehr hoch, weshalb der erste Durchlauf der Scheibe zuerst sehr überrascht. Doch der Reihe nach. Der düstere Opener “Afterglow Of Ragnarok” ist erstmal unwiderstehlich eingängig und packt den Hörer mit einem prägnanten Killerriff, zu welchem Bruce mit seiner einzigartigen Stimme sofort das Feeling der letzten drei genialen Soloscheiben wieder aufleben lässt. Das folgende “Many Doors To Hell» verlässt die düstere Stimmung gleich wieder und kommt als supereingängiger Rocker daher. Das Stück wäre eigentlich die perfekte Radiosingle gewesen, ein echter Hit. Spätestens beim dritten Stück namens “Rain On The Graves” zeigt sich, dass Bruce hier keinesfalls auf Nummer Sicher ging und die Platte sehr viele Facetten seines Könnens zeigen will. Dieser Song hätte auch auf der etwas experimentellen «Balls To Picasso» Platte (von 1994) stehen können und zeigt eine unglaubliche starke Gesangsleistung von Bruce. “Resurrection Man” ist dann wieder traditioneller und glänzt mit einem bockstarken Refrain sowie originellem Western-Flair. “Fingers In The Wound” ist gesanglich dann sogar noch stärker, Bruce singt wie ein junger Gott und lässt das erst ruhigere Stück dann förmlich explodieren, während diesmal orientalische Elemente für noch mehr Abwechslung sorgen. Das nun folgende “Eternity Has Failed” kennen Fans natürlich bereits in der Iron Maiden-Version (vom “Book Of Souls” Album von 2015). Produktionstechnisch schlägt die Solo-Version die Maiden-Fassung aber um Längen und das pfeilschnelle Gitarrensolo von Roy Z passt wie die Faust aufs Auge und lässt den Song eher wie ein Maiden-Stück aus den 80ern klingen, als die Band noch einiges schneller und härter unterwegs war. “Mistress Of Mercy” startet mit einem fetten Basslauf und mausert sich dann zum härtesten und schnellsten Song der Platte. Da die Strophen sehr modern gehalten sind, erscheint der majestätische Chorus dann umso mächtiger und eingängiger. Unglaublich, wie hoch die mittlerweile 65-jährige «Human-Air-Raid-Siren» (sein Spitzname aus den Anfangstagen) immer noch singen kann. “Face In The Mirror” lässt dann durchatmen und ist eine leider etwas unspektakuläre Ballade im Stile von «Wasting Love» von Iron Maiden. Der Longtrack “Shadow Of The Gods” beginnt ebenfalls balladesk und leicht episch mit «Tears Of The Dragon»-Vibes. Nach 4 Minuten schlägt der Song plötzlich um und ein brachiales Riff überrascht den Hörer unvorbereitet. Dazu kommt der von Bruce ungewohnt raue Gesang. Der Meister schafft es hier erneut, dem sonst schon abwechslungsreichen Album nochmals völlig neue Farbtupfer hinzuzufügen. Und mit dem fast zehnminütigen Abschluss “Sonata (Immortal Beloved)” entführen uns Bruce und Roy dann auch noch in spacige Sphären und erinnern leicht an die mächtigen Pink Floyd (vor allem das absolut fantastische Gitarrensolo am Schluss dürfte von David Gilmour inspiriert sein). Ein Song für den intensiven Genuss unter dem Kopfhörer. Wer also ein gradliniges Album wie «Tyranny Of Souls» erwartet hat, wird sicher enttäuscht sein. Aber wer sich auf «The Mandrake Project» intensiv einlässt, wird mit einem unglaublich abwechslungsreichen, spannenden und musikalisch hochstehenden Album belohnt, welches mit jedem Durchgang wächst und wächst und einfach nicht langweilig wird. Was für eine Machtdemonstration – die Messlatte für das nächste Iron Maiden-Album wurde hier verdammt hoch angelegt!

 

Michael
About Michael Vaucher 148 Articles
Michael Vaucher schreibt seit 2011 für's TRACKS Magazin im Bereich HardRock/Heavy Metal. Zudem ist er der Gründer der Schweizer Metalband EMERALD, welche seit 1995 aktiv ist und bereits 7 Alben veröffentlichte.

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