ACCEPT / NIGHT DEMON
Komplex 457, Zürich
24. Januar 2018
lg. Die 2009 neugestarteten Accept um die beiden seit 1976 bei der Band aktiven Wolf Hoffmann (g.) und Peter Baltes (bs.) haben seither mit dem amerikanischen Sänger Mark Tornillo vier beachtete Alben aufgenommen, zuletzt das letztjährige “The Rise Of Chaos” und konnten sich rasch wieder einen Platz zuoberst auf dem Billing namhafter Festivals erkämpfen und einige erfolgreiche Tourneen absolvieren. So fanden sich an diesem Mittwoch Abend zahlreiche Anhänger traditioneller Metal-Klänge in Zürich ein, was zu einem ansprechend gefüllten aber nicht aus allen Nähten platzenden Komplex geführt hat. Doch zunächst ging es mit Night Demon aus Kalifornien als Anheizer los. Und was die Drei-Mann Band und Sänger/Bassist Jarvis Leatherby auf der Bühne bot, war wahrlich grandios. Sie feuerte ein wahres Hitfeuerwerk ab und präsentierte eine Best-Of Show ihrer beiden Alben und der ersten EP. Man merkt es der Band an, dass sie sich regelrecht den Allerwertesten abspielt und auf der Bühne immer 110 Prozent gibt. Einzelne Songs hervorzuheben macht hier keinen Sinn, denn die Qualität ist konstant hoch. Night Demon gilt als eine der besten neuen Bands im traditionellen Metal-Sektor und präsentiert sich in der Schnittmenge von Bands wie alte Iron Maiden, Saxon und unbekanntere Bands aus der NWOBHM wie Jaguar (bei denen Leatherby auch aktiv ist). Die Band dürfte eine grosse Zukunft vor sich haben. Nach diesem dreiviertelstündigen Superauftritt kamen dann die mächtigen Accept auf die Bühne, die einen für Komplex-Verhältnisse umwerfenden Sound hatten. Auch die Präsenz der beiden Recken Hoffmann und Baltes (welche offenbar das ausschliessliche Recht hatten, die Podeste zu erklimmen) sowie Frontmann Tornillo liess nichts zu wünschen übrig. Die ganze Band (inklusive dem im Hintergrund agierenden Uwe Lulis an der Gitarre und Drummer Christopher William) präsentierte sich sehr spielfreudig und es war eine wahre Freude, den 64-jährigen Tornillo zu bestaunen. Der Mann ist fit, bestens bei Stimme und ein wahrer Glücksgriff für Accept – somit ein sehr valabler Ersatz für den legendären Ur-Sänger Udo Dirkschneider. Die Setlist bestand praktisch zu gleichen Teilen aus Songs aus der Tornillo wie aus der Dirkschneider-Ära. Insbesondere im Mittelteil des Konzert wurde leider klar und deutlich, dass die neueren Songs (mit Ausnahme der Tracks von “Blood Of The Nations” aus dem Jahre 2010) zu keiner Zeit an die alten Hits heranreichen, was zu einem Stimmungsabfall führte. Ab dem selten gespielten Knaller “Neon Nights” vom Hitalbum “Restless And Wild” (1982) gingen sowohl Publikum wie auch Band steil – Songs von “Metal Heart” (1985), sowie die Überraschung “Objection Overruled” rundeten eine tolle zweistündige Show ab, welche standesgemäss mit “Balls To The Wall” beendet wurde. Einziges Manko dieser sehr guten Show waren die etwas gar häufig aufgesetzten Spässchen des dominanten Duo Baltes/Hoffmann. Und solange Dirkschneider und Accept parallel auf Tour gehen und das Erbe der alten Accept verwalten, bleibt der etwas schale Nachgeschmack, dass es mit Udo Dirkschneider am Gesang noch einen Zacken besser wäre. Aber das Rad der Zeit lässt sich bekanntlich nicht zurückdrehen…
Review: Laurent
Photos: Ian
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