BOOMTOWN RATS Citizens Of Boomtown

BOOMTOWN RATS
Citizens Of Boomtown
Phonag

Die Boomtown Rats, liebe Kinder, waren eine leidlich erfolgreiche irische Band in der Postpunkära, schrieben aber mit «I Don’t Like Mondays» einen Hit, der bis heute im Radio gespielt wird. Dann rettete Sänger Bob Geldof Afrika mit dem weltweit ausgestrahlten Live Aid und wurde dafür von der Queen zum Sir befördert. Dann wurde es still, sehr still, dann wurde er Vater von drei Töchtern, denen er seltsame Namen gab und von denen eine ihre Drogensucht nicht überlebte, dann wurde es wieder still. Und dann fragten die Organisatoren des Isle Of Wight Festivals, ob man vielleicht nicht eventuell, nun ja, irgendwie, die Boomtown Rats wiedervereinen könnte, und die Boomtown Rats fanden: ja, irgendwie, warum nicht. Was dann zu einer Tour und zu einer Reunion führte, die Sir Bob nicht «reunion» nannte, sondern präventiv schöngeistig «regrouping», weil er wusste, dass fast 30 Jahre nach dem Ende der Boomtown Rats niemand auf deren Wiederbelebung gewartet hatte. Das war vor sieben Jahren.

Jetzt hat die Band sogar ein Album gemacht, weil, wie Sir Bob sagt, das das ist, was Bands tun, also eben Alben veröffentlichen. Auch wenn immer noch niemand auf ein Reunion-Album gewartet hat. Immerhin entspricht die Besetzung fast der Besetzung vom letzten Album von 1984.

Aber wir wollten nicht voreingenommen sein und machten deshalb den Doppelblind-Hörtest: CD rein, vier Ohren gespitzt, zwei Personen hören zu. Und es geht nicht lange, da sagen beide praktisch gleichzeitig: Ou, tönt wie Bowies «Ziggy Stardust», der letzte Song des Albums. Song Nummer 2: Hou, klingt schon wieder wie ganz schlecht von Bowie geklaut, diesmal «Let’s Dance». Song 3: Uups, jetzt klingts wie «Come Together» von den Beatles. Will heissen: offensiv geklaut, voll langweilig. Song 4 ist lustig, echt. Von Song 5 bis Song 10 geht’s dann aber wieder weiter wie von Song 1 bis Song 3. Sehr bemüht. Sehr langweilig. Nichts Neues. Keine Hinzufügungen zu aktuellem oder vergangenem Geschehen. Harmlos. Ohne Sprutz und ohne Biss. Und dieses bisschen Die-Welt-ist-imfall-immernoch-böse-Restattitüde haut echt niemanden vom Hocker.

Der langen Schreibe kurzer Sinn: Nö. Ist lieb, aber nö.

PS: Jetzt kommt dann noch ein Buch von Sir Bob, in dem er Anekdoten von damals erzählt. Da sagen wir erst recht: Nö. Ist nicht nötig, echt.

Christian Hug

Christian
About Christian Hug 180 Articles
Seit den Sex Pistols «into music», seit 2001 freier Journalist und Buchautor. Jahrelange Mitarbeit im «Music Scene», «Toaster», TagesAnzeiger - Ernst», «Style» und andere. Kein MP3-Freund.

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