BETH HART Better Than Home

BETH HART

Better Than Home

Mascot/Musikvertrieb

Beth Hart hat in ihrem Leben weiss Gott eine Menge Stoff für ein weiteres klassisches Bluesalbum gesammelt. Die Gründe dafür, die man gut dokumentiert im Internet nachlesen kann, werden an dieser Stelle aus einem einzigen Grund ausgespart: „Better Than Home“ ist Harts Schritt nach vorne, eine positive Liebeserklärung an das Leben, ihren Mann und alle Hindernisse, die sie bis hierher gemeistert hat. Und nichts weiter ist auch diese Review, nämlich eine Huldigung an Beth Harts songwriterisches Können und den Mut, ihr Seelenleben mit Millionen Hörern zu teilen. „Better Than Home“ ist, rein musikalisch, immer noch Blues und Teile dieses Schwermuts sind nach wie vor natürlich präsent. Allerdings startet die Platte zum Beispiel mit einem Schlendern durch New Orleans, dessen typischer Sound bekannt für seinen mitschwingenden Optimismus ist. Und Beth Harts Optimismus zieht sich, in Klang und Text, wie ein roter Faden durch das ganze Album. Das sind auch die vielen Augenblicke, in denen sich der Blues verabschiedet und zarte, klassische Melodien seinen Platz einnehmen. Die Ausnahmesängerin verpackt in Songs wie „You Might As Well Smile“, „Better Than Home“ oder „As Long As I Have A Song“ die Botschaft, dass hinter jedem schlechten Moment etwas Gutes steckt. Das beschreibt sie ausführlich in ihren Interviews und man spürt, dass ihr diese Art mit Tiefpunkten umzugehen eine Menge Selbstvertrauen und Stärke verleiht. Ein weiteres Thema, mit dem sie sich auf „Better Than Home“ auseinandersetzt, ist die Beziehung zu ihren Eltern. „Tell Her You Belong To Me“ ist ein berührender Song an ihren Vater, in traditionellem Bluesschema und mit einem der bewegendsten Gesangmomente des ganzen Albums. Im letzten Song des Albums „Mama This One’s For You“ erklärt sie ihrer Mutter, schlicht mit Klavierbegleitung und eher klassisch als bluesig, dass sie jetzt erwachsen geworden ist und verlässt „Better Than Home“ mit einem Gefühl der Dankbarkeit. Obwohl das Klavier, auf dem Beth Hart ihre Songs komponiert, ein tragendes Instrument auf „Better Than Home“ ist, gibt es auch eine rockige Nummer namens „Trouble“, in der Hart vokaltechnisch Vollgas gibt. Und trotzdem das Album aus hauptsächlich ruhigen Songs besteht, bleibt es ohne Ausnahme fesselnd. Eine zarte Liebeserklärung an eine Zweierbeziehung ist „We’re Still Living In The City“, dessen Text wie ein Fotoalbum Resümee aus verschiedenen Situationen zieht. Der Titeltrack selbst ist Harts Statement zu ihrem jetzigen Lebensabschnitt und ihre Wahl, diesen noch mehr zu geniessen, als ihre glückliche Kindheit. Beth Hart hat sich entschieden, nicht mehr nur in schmerzvollen Momenten zu verharren, sondern ihr Leben positiv zu gestalten. Das hört man „Better Than Home“ deutlich an, denn das Album dokumentiert diesen Prozess auf sehr berührende Weise. Ein bemerkenswertes, persönliches Album mit emotionalen Einblicken.

Hanns
About Hanns Hanneken 528 Articles
Hanns, der Gründer von TRACKS, ist der CH-Musikszene seit den 80er-Jahren als Produzent, Musiker und Redaktor eng verbunden. Er war jahrelang Chefredaktor des Schweizer Musikmagazins MUSIC SCENE, des deutschen Magazins MUSIK SZENE und arbeitete für u. a. MUSIK EXPRESS, METAL HAMMER.