TRADE WIND Certain Freedoms

TRADE WIND
Certain Freedoms

cw. Obwohl Jesse Barnett den meisten wohl eher durch seine Band Stick To Your Guns bekannt sein, die seit geraumer Zeit in den Olymp des politischen Hardcore-Punks aufsteigen konnten, zeigt sich unter der harten Schale des Punk-Redners noch ein weicher, hochsensibler Kern. Denn trotz, oder gerade wegen, dieser wütenden Brecher-Musik, braucht auch ein Jesse Barnett einen Ausgleich – ebenso wie sein Bandkollege Tom Williams, der sonst in der Hardcore-Band Stray From The Path spielt. Ihr Nebenprojekt Trade Wind zeigt mit seinen weichen, gefühlvollen und oft zerbrechlichen Indie-Arrangements die sensible Seite der Musiker. Verarbeitete Trade Winds Debütalbum „You Make Everything Disappear“ noch herzzerreißenden Trennungsschmerz auf hymnischem Post-Hardcore à la Thrice, erreicht „Certain Freedoms“ nun neue Höhen der emotionalen Ausstrahlung durch die Beherrschung nuancierter Dynamik und unverwechselbarer Melodien statt durch die verzerrte Schwere, die einen Großteil ihres Frühwerks kennzeichnete. Williams und Barnetts Gitarrenarbeit ist vielfältiger denn je, favorisiert farbenfrohe Texturen ebenso wie Riffs und überschwemmt die Songs, da die kraftvolle Rhythmusgruppe das Rückgrat liefert. Barnetts stimmliches Können brilliert überall, von einem zärtlichen Flüstern bis hin zu einem kraftvollen Schrei, der an den Rändern zerbricht, aber nie die Klarheit verliert. Das alles ergibt ein passendes Medium für seine Texte: Geschichten von Freundschaften, Beziehungen, Kindheitserinnerungen und kleinen Momenten mit großer Bedeutung. “Certain Freedom” drängt sich nicht auf, es gibt einem genau die Zärtlichkeit zurück, mit der man auch das Album selber behandelt. Ein kleiner Moment der Wahrheit.

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