THE ROLLING STONES Crossfire Hurricane

THE ROLLING STONES Crossfire Hurrican

THE ROLLING STONES

Crossfire Hurricane

Eagle Rock/Musikvertrieb

 

hh. Die zwei grössten Probleme zu dieser Veröffentlichung sind: 1) Wie packt man eine 50-jährige Geschichte über das Phänomen Rolling Stones in einen gut zweistündigen Film und 2) was bietet der Film, das der Fan nicht schon aus den vielen existierenden Stones-Bio-Filmen kennt?

Zu 1: das gelingt hier nur in sehr rudimentären Zügen. Wer sich mit der Geschichte der „grössten R’n’R Band der Welt“ nicht besonders auskennt, bekommt hier zwar einen groben und durchaus informativen Überblick, der jedoch grosse Teile der Bandgeschichte auslässt und speziell die letzten zwei Dekaden sträflich vernachlässigt. „Strafmildernd“ sei allerdings gesagt, dass ein ausführlicher Bandbio-Film über die Stones wohl jeden zeitlichen Rahmen eines Films sprengen und ein abendfüllendes Programm mit mehreren Fortsetzungen bedeuten würde.

Zu 2: Nichts! Sieht man einmal von den beiden Live-Titeln „Satisfaction“ und „I’m Alright“ aus dem Jahr 1965 ab, die aber auch schon in anderen Versionen zu sehen waren/sind und die aktuellen Kommentare der Musiker aus dem Off („no cameras allowed“), wobei es mitunter schwerfällt, die Stimmen den Personen zuzuordnen.

So richtet sich „Crossfire Hurricane“ in erster Linie an Musikfans, die die Geschichte von Jagger, Richards & Co in bewegten Bildern per „Schnelldurchlauf“ erfahren möchten. Diesen Anspruch erfüllt das Werk denn auch im Grossen und Ganzen recht ordentlich, wobei besonders die bandprägende Zeit bis Mitte/Ende der 70er ausführlicher behandelt wird. Die Stones waren die Bad Boys der Beat-Aera und lieferten den Soundtrack zu den britischen Teenager-Rebellionen der 60er, wie sie auch ein gewichtiger Teil des Endes der Love&Peace-Ära (Altamont) waren. Brian Jones wird ungeschönt aber respektvoll portraitiert, sein Nachfolger Mick Taylor eher am Rande erwähnt und Ronnie Wood hätte man ebenfalls etwas mehr Zeit widmen können.

Überraschendes vermag der Film nicht zu bieten, was allerdings auch erstaunen würde, denn über die Band wurde mittlerweile schon alles erzählt und gezeigt. So stammen denn auch viele Sequenzen aus bereits veröffentlichten Filmen und in die Abteilung „bislang noch nicht gesehen“ können höchsten einige schnell geschnittene Interview-Passagen und Band-/Musikerfotos gezählt werden. Ärgerlich dagegen sind die verschiedenen Live-Snippets, da praktisch kein Song ausgespielt wird. Unterm Strich bleibt ein empfehlenswerter und unterhaltsamer Film für alle, die noch nichts über die Stones im Video-Regal haben. Alle anderen, die sich mit der Stones-Historie gut bis sehr gut auskennen, dürften von „Crossfire Hurricane“ auf Grund seiner Oberflächlichkeit enttäuscht sein und legen lieber „Exile On Mainstreet“, „Charlie Is My Darling“, „Cocksucker Blues“, „Gimme Shelter“ oder „Shine A Light“ in den DVD-Player.

 

Hanns
About Hanns Hanneken 528 Articles
Hanns, der Gründer von TRACKS, ist der CH-Musikszene seit den 80er-Jahren als Produzent, Musiker und Redaktor eng verbunden. Er war jahrelang Chefredaktor des Schweizer Musikmagazins MUSIC SCENE, des deutschen Magazins MUSIK SZENE und arbeitete für u. a. MUSIK EXPRESS, METAL HAMMER.