THE LEMON TWIGS @SALZHAUS WINTERTHUR

ROCK ON (OVER AND OVER)……………..

Mit ihrem neuen, sechsten Album «A Dream Is All We Know” im Gepäck touren die Lemon Twigs momentan durch Europa. Nach Italien, Frankreich und Spanien waren sie am 12. Dezember für ein Konzert auch in der Schweiz zu Gast. Das Konzert im Salzhaus in Winterthur war ein Ohrenschmaus. Wer es verpasst hat, ist selbst schuld.

Die Gebrüder Brian (27) und Michael (25) D’Addario waren sich nicht sicher, ob sie schon mal in der Schweiz gespielt hätten oder nicht. «Vielleicht mal an einem Festival oder auch nicht?», fragten sie sich scherzhaft zu Beginn ihres Konzertes im gut besuchten Salzhaus. Nach gut eineinhalb Stunden und 22 Songs war sich zumindest das Publikum sicher: Gut, hatten sie es (wieder) getan.  2017 waren sie am Jazzfestival Montreux aufgetreten. Die Gebrüder D’Addario unterstützt von Danny Ayala am Höfner-Bass (Paul McCartney spielt auch so einen), Gesang und Keyboards und Reza Matin (Drums, Gitarre und Bass) boten ein grandioses Konzert. Dabei mischten sie neben vielen Songs aus ihrem aktuellen Werk «A Dream Is All We Know”, altes Material und ausgesuchte Coverversionen. Der Auftakt machte «My Golden Years» eine wunderbare Power-Pop-Nummer mit Anleihen an The Who und die Raspbeeries. Michael und auch Brian machten Luftsprünge wie einst Pete Townshend (The Who). Michael sang Lead, unterstützt von Brian und Danny. Meist wurde der Gesang dreistimmig dargeboten. Bei «The One» aus «Songs For The General Public» (2020) übernahm Brian den Leadgesang. Brian und Michael wechselten sich in schöner Regelmässigkeit ab. Zuweilen übernahmen auch beide mal den Leadgesang. Fast nahtlos ging es zu «In My Head» aus «Everything Harmony» (2023) über. «Harmony» passt hier bestens. Dreistimmer Gesang (Die Beach Boys hätten ihre Freude) mit einem

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Chorus, das einem die Spucke wegbleibt. «What You Were Doing», eröffnet erneut mit einem Luftsprung à la Townshend, verbindet die Energie der Who mit den Harmonien der Byrds und der Raspbeeries. Live rauer als auf Tonträger. Gegen Schluss setzt Brian auf seiner zwölfsaitigen Glitzer-Gitarre (Glamrock, Yeah) zu einem für Power Pop ungewohnten Solo an. «Transparent Day» von der obskuren US-Psych-Pop-Band West Coast Pop Art Experimental Band ist die erste Coverversion. Auf der Setliste stand zwar «Way Over My Head» von den Flamin Groovies. «Transparent Day» war auch toll. Die Fassung der Lemon Twigs atmet einmal mehr den Geist der Byrds. Mit «Church Bells» und «If You and I Are Not Wise» folgten zwei weitere Songs aus «A Dream Is All We Know”. Vorzüglicher mehrstimmiger Gesang mit Westcoast-Feeling. Für «Any Time Of Day» werden die Instrumente getauscht. Michael wechselt an die Drums, Reza an die Gitarre, Brian an den Bass und Danny an das Keyboard. Musikalisch ist besagter Song eine wunderbare Hommage an die Beach Boys. «I Wanna Prove To You» (aus «Do Hollywood») mit einem vertrackten Rhythmus reicht noch weiter zurück. Die 1950ties und Rock and Roll und Doo-Wop werden zitiert. Als die Gebrüder diesen Song schrieben waren sie übrigens 17 bzw.  19 Jahre alt. «Peppermint Roses», eine wunderbare Psych-Power-Pop-Nummern (mit Orgel-Einsatz), könnte dann auch von Beatles stammen. Auf jeden Fall hätten diese Freude daran, wie auch Musiker und Band wie Elton John, The Zombies, Boy George, Iggy Pop, Todd Rundgren, Flea (Red Hot Chili Peppers) oder Alice Cooper Freude an den Lemon Twigs bekunden. Beim mehrstimmigen Titeltrack aus ihrem aktuellen Werk «A Dream Is All We Know” wird einem einmal mehr warm ums Herz. Irgendwie möchte Mann und Frau, dass dieser Moment / Song nie aufhört. Mit der Coverversion «I Only Did It Cause I Felt So Lonely» ehren sie indirekt wieder die Raspbeeries. Die original Choir-Mitglieder Wally Bryson, Jim Bonfanti und Dave Smalley gründeten später die Raspbeeries. Für «Corner Of My Eye» und die Winter-Ballade «Winter Comes Around” steht Brian solo, nur mit akustischer Gitarre auf der Bühne. Beach-Boys-Harmonien und Sing-Along-Feeling erwärmten das Herz einmal mehr. Es fehlte bloss das Meer von tausenden von Feuerzeugen. Leider bietet das Salzhaus nicht Platz für so viele. Wieder als Band liessen die Lemon Twigs die englische Band The Move (Jeff Lynne, Roy Wood) mit «I Can Hear The Grass Grow» aufleben. Fehlte bloss noch die Wiese und /oder der Joint (: Zum Abschluss liessen es die Band noch einmal richtig krachen. Das fast stones-mässige «Rock On (Over and Over)» aus «A Dream Is All We Know” ist dafür perfekt geeignet. Die Show ist zwar beendet, aber im Kopf geht es weiter: «Rock On (Over and Over)»……………..

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Roebi
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