THE HYDDEN Vagabond Songs

THE HYDDEN
Vagabond Songs
Indigo

Mit «Swiss two man army using music as a weapon to conquer your heart» beschreiben sich The Hydden auf Soundcloud, und das trifft es ziemlich gut, vorausgesetzt, man erwartet zur Herzeroberung kein romantisches Gesümsel. Sondern Herzblut. Und das aber massenweise. The Hydden, das sind Roli aus Nidwalden und Roger aus Zürich, beide bringen jahrzehntelange Erfahrung aus anderen Bands mit (Roli aktuell auch als Drummer bei Al-Berto & The fried Bikinis und Wiudä Bärg, Roger als Gitarrero bei The Henchman und aktuell bei den New Yorker Dog Eat Dog), sie wissen also, wie man draufhaut auf die Felle und Saiten. Live sind die beiden so radikal wie kaum ein anderes Rockduo, weil sie sich rigoros auf Drums, Gitarre und Gesang reduzieren und auf «ergänzende Instrumente zwecks Erfüllung des Band-Gefühls» verzichten. Das hat zwar zur Folge, dass sie auf der Bühne manchmal den Raum nicht ganz auszufüllen vermögen, aber die Konsequenz der Jungs verdient Respekt, und rumpeln tut es allemal.

Im Studio beziehungsweise auf Platte hören wir dann besser, wie Roger über die Gitarre den Bassverstärker ansteuert, und so entsteht auch das Gefühl einer «kompletten Band», der Raum scheint gefüllt. Nun konzentrieren sich die beiden auf ein Songwriting, das dem Minimalismus der Instrumentierung ein Maximum an Komposition entgegenhält. Sprich: Gitarre und Schlagzeug sind eng ineinander verwoben zu dichten Teppichen, auf denen die Stimme von Roger einen sicheren Halt findet. Dass die Songs jetzt ein Mü weniger wild und entfesselt daherkommen wie auf ihrem 2018er-Debüt mit dem selbstredenden Titel «Anthems For The Wild And Hungry», ist dabei nicht bedauerlich, denn im Gegenzug sind die Songs ausgefeilter, man könnte sagen: reifer geworden. Das ist guter Rock. Zwar werden die beiden damit nicht die Welt erobern. Aber toll ist das auf alle Fälle.
Zurzeit sind die beiden übrigens wieder live unterwegs: Checkt eure Lieblingslokale!

Christian Hug

Christian
About Christian Hug 180 Articles
Seit den Sex Pistols «into music», seit 2001 freier Journalist und Buchautor. Jahrelange Mitarbeit im «Music Scene», «Toaster», TagesAnzeiger - Ernst», «Style» und andere. Kein MP3-Freund.

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