STRAY FROM THE PATH – Euthanasia

STRAY FROM THE PATH
Euthanasia
Uncle M

Bald ist es ganze drei Jahre her, dass Stray From The Path mit ihrem Album “Internal Atomics” die Zusammenarbeit mit UNFD eingeläutet und in gewohnter Manier ein starkes Album präsentiert haben, das durch seine gekonnte Verbindung von gesellschaftskritischen Texten und brachialen Hardcore Elementen mehr Aufmerksamkeit für das New Yorker Quartett bedeutete. Zusammen mit Produzent Will Putney (Gitarrist von Fit for an Autopsy & u.a. Produzent von Counterparts, Thy Art Is Murder oder Knocked Loose) begeben sie sich auf “Euthanasia” nun auf den bisher dunkelsten Pfad der Bandgeschichte, schaffen es aber nach wie vor ihren einzigartigen Stil beizubehalten.

Wie immer ist klar, das Stray From The Path etwas wichtiges zu sagen hat. So behandelt das neue Album Themen wie die unendliche Gier großer Unternehmen (“Guillotine”) und selbstgefällige Politiker (“The Salt In Your Spit”), Propaganda (“III”) oder die Taktiken des US Militärs (“Chest Candy”). Im Allgemeinen wird auch besonders die Frustration über immer noch aktuelle Zustände wiedergegeben, bei denen man zu Anfang der Pandemie auf einen Wendepunkt hoffte, doch mit der Zeit merkte, dass sich hier so schnell kaum etwas verändern wird. Durch eine Verletzung am Rücken des Schlagzeugers Reynolds wurde die Band außerdem mit der harten Realität konfrontiert und hat es trotz oder vielleicht auch genau wegen der schweren Umstände geschafft, ihre textlich als auch musikalisch stärkste und überzeugendste Platte zu veröffentlichen.

Gleich mit Beginn des ersten Tracks wird hier deutlich, das Stray From The Path ihre Finger im Spiel haben. Durch harte Riffs und kraftvoll gespielte Drums wird den Zuhörer:innen in knapp 40 Minuten eindrucksvoll vermittelt, was die Band seit Jahren ausmacht. Breakdowns, Shouts und rasante Rap-Parts wurden mit eingängigen Lyrics vereint und die unverkennbaren Vocals des Sängers Drew Dijorio wirken dabei in jedem Song noch aggressiver als je zuvor, was dessen Frustration deutlich zum Ausdruck bringt.

Abwechslung bringt das Feature von Stick To Your Guns Sänger Jesse Barnett im Song “Bread & Roses”. Hier wird der aggressive und wütende Gesang durch, für Stray From The Path eher ungewohnte, Clean Vocals und ruhige Melodien gebrochen. Das Album wird so in eine andere Richtung gelenkt und hinterlässt rosigere Aussichten in den sonst düsteren Klängen. Anders als Barnett, der sich auf seinem letzten Album utopischen, sozialistischen Visionen hingibt, konzentriert sich Dijorio hier eher auf tagesaktuelle politische Geschehnisse und ist damit textlich relevanter und greifbarer. Dies führt aber auch dazu, dass der durch “Bread & Roses” erzeugte Hoffnungsschimmer schnell erlischt , denn der Rest des Albums setzt die dunkle Stimmung wieder rasant fort.
So wurde dem Track “Law Abiding Citizen” durch ein entspanntes Intro und leichte Gitarren Riffs ein grooviger Vibe verpasst, bei dem man mitwippen möchte. Doch der Schein trügt, denn Drew Dijorio verkündet darin eine Klage über zahllose ungestraft gebliebene gesellschaftliche Übeltäter. Im Refrain kommt in schnellen Rap-Parts die Aggression und Verachtung über die Zustände erneut zum Vorschein, was somit nochmal eindrucksvoll verdeutlicht, dass Stray From The Path ihre Gesellschaftskritik auch etwas anders, aber dennoch jedes Mal spektakulär verpacken kann. “Euthanasia” endet schließlich in einem sechseinhalbminütigen Track (“Ladder Work”), der die Zuhörer:innen mit seinem ruhigen Intro in unbehagliche Stimmung versetzt, nur um in einem letzten Breakdown und langsam ausklingenden, lodernden Flammen zu enden.

Meiner Meinung nach hat Stray From The Path wieder ordentlich abgeliefert und wird mit diesem Album alte sowie neue Zuhörer:innen begeistern, an denen die letzten Jahre auch nicht spurlos vorbei gegangen sind. Spätestens bei einem ihrer anstehenden Konzerte wird auch der oder die letzte nicht stillhalten können und sich dem unhaltbaren Drang eines Moshpits hingeben, um dabei der eigenen Frustration über eben diese von Stray From The Path besungenen Umstände freien Lauf zu lassen.

 

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