9. Februar 2018
Die Vorboten dessen, was an diesem kalten Freitagabend im Volkshaus über die Bühne wetzen würde, haben sich schon bei der Ankunft am Zürcher Hauptbahnhof gezeigt. Männer in farbigen hautengen Leggings, mit Langhaarperücken und mit Bandanas um den Kopf gebunden. Mindestens eine Dose Bier hat meistens auch noch um diese Gestalten gravitiert. Nun, es könnte Fasnacht sein oder aber es könnten Steel Panther sein, die in der Stadt gastieren und manch einen inspirieren. Oder beides, so wie an diesem Freitagabend.
Pünktlich um 20.00 Uhr startete die Vorband Fozzy in den Abend und fand ein bereits gut versammeltes Publikum zu ihren Füssen vor. Die Band um Chris Jericho, der seinen Körper gerne einölt und andere Männer im Ring anspringt, zeigt heute, dass sein Platz hinter dem Mikrophon ebenso zu ihm passt wie das Wrestling. Zu beginn des Sets scheint der Sound noch etwas verwackelt und übersteuert abgemischt, der Showman hat aber die Meute fast von Beginn an an den Eiern. Fozzy überzeugen und machen Lust auf mehr.
Um 21.15 Uhr ist dann der Weg frei, beziehungsweise die Bühne hergerichtet für die Retter des Glam Metal, die personifizierten Alpträume aller Mütter und die Helden aller, die für ein paar Stunden aus dem Alltag ausbrechen möchten. Stix Zadinia, Lexxi Foxx, Satchel und Michael Starr aus Los Angeles machen die Welt für fast zwei Stunden zu einem besseren Ort. Bei dem ganzen Geblödel und den Sprüchen, die oft ziemlich zielsicher unter der Gürtellinie landen, kann es sein, dass vergessen wird, was die Herren da qualitativ auf der Bühne abliefern. Die Unterhaltung, die Aufmachung und die Dick-Jokes sind das eine, allem voran stehen da aber vier Musiker, die ihre Instrumente verdammt gut beherrschen. Selbst Michael Starr, der selbstmitleidig im Song «That’s When You Came In» sagt, er treffe die hohen Töne in den Songs nicht mehr: doch tut er.
Die Fotografen dürfen in der Regel während den ersten drei Songs ihrer Arbeit nachgehen, so ist das auch an diesem Abend bei Steel Panther. Nur dass nach dem Opener «Eyes Of A Panther» und «Goin’ In The Backdoor» die erste fast 10minütige Comedy-Einlage gezündet wird. Beim nächsten Song schliesslich wird eine junge Dame aus dem Publikum auf die Bühne geholt, zunächst steht sie mit dem Rücken zum Publikum vor dem Sänger und erst beim Refrain vom Song «Asian Hooker» dreht sie sich um und lässt erkennen, dass sie offensichtlich Asiatische Gene hat. Die Menge tobt. Mutig von ihr und perfektes Timing. Eine der besten und witzigsten Einlagen war dann die Parodie von Ozzy Osbourne und dessen «Crazy Train». Ganz in Ozzy-Manier stolperte Starr über die Bühne, imitierte die starren Bewegungen und den eingefrorenen Gesichtsausdruck von Ozzy. Er klatscht und singt und merkt erst nach einigen Sekunden, dass das Mikrophon noch immer im Ständer steckt als er sich davon entfernt und noch immer singt. Ich kann mich kaum noch halten vor Lachen. Beim Song «Weenie Ride» wird nochmals eine junge Frau auf die Bühne geholt, die diese Entscheidung zu 50% zu bereuen scheint, aber die anderen 50% sagen irgendwie trotzdem «Yaaay, ich bin mit Steel Panther auf der Bühne!!!». Wer den Song kennt, kann sich die Avancen von Starr während dem Song selber ausrechnen. Es liegt auf der Hand, dass für den Song «17 Girls In A Row» nun mindestens 17 Damen auf die Bühne geholt werden müssen. Die finden sich natürlich schnell und scheinen alle ihre drei Minuten im Rampenlicht zu geniessen. Es wird umarmt, Selfies werden geschossen und dazwischen grinst immer wieder Starr in die Menge. Mit dem stärksten Song aus dem Bandkatalog «Death To All But Metal» verabschieden sich Steel Panther dann in die Katakomben des Volkshauses um nach kurzer Zeit nochmals zwei anzuhängen. Wie man das nun mal so macht. Mit «Community Property» und «Party All Day (Fuck All Night)» entlassen uns Steel Panther in die Freitagnacht und legen vermutlich damit für den einen oder anderen ein gutes Motto für den Rest der Nacht vor.
Review: Mario Hug
Photos: Sandro Thaler
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