rwg. 20 Jahre gibt es Sparzanza aus Schweden bereits. Eigentlich sehr erstaunlich, dass ich ehrlich gesagt noch nie bewusst etwas von dieser Band gehört habe.
1996 in Karlstad gegründet, war und ist die Band konzerttechnisch vor allem in Skandinavien aktiv.
Die Biographie liest sich jedenfalls beeindruckend und zeigt, dass man es hier mit Authentizität zu tun hat und echter Passion. Wer 20 Jahre durchhält ohne aufzugeben, hat jedenfalls schon mal Respekt verdient.
In der beiliegenden Info steht als Stilrichtung „Modern Metal“, was ein erster Durchlauf des 9. Albums sofort bestätigt.
Grosse Wände aus verzerrten Gitarren, eine sehr druckvolle, moderne Produktion, fast schon schwülstige Refrainharmonien und die obligatorsichen Groove-Metal-Passagen mit Stakkato-Riffing dürfen dann natürlich nicht fehlen.
Der Gesang ist dabei, trotz aller überschwenglicher Harmonie und fast schon z.T. kitschiger Melodieführung, noch relativ angenehm was die Stimmfarbe angeht.
Aber ehesten vergleichbar mit dem Gesang bei Volbeat vor rund 10 Jahren, aber dabei weitaus weniger nervig. Und zudem wird hier auch ab und zu gebrüllt, was das Zeugs hält.
Diese Art der Musik wirkt sehr amerikanisch und könnte dort auch locker in der Rotation auf dem Kabelradiosender Syrius XM in der Sendung Liquid Metal laufen.
Was ich damit aber konkret meine, ist die Austauschbarkeit des Songmaterials und der Arrangements. Intro/Aggro/Lieblich/Leise/Laut/Dynamik/Bombast-Refrain/Aggro/Stakkato und wieder von vorne…
Das ist sicherlich alles, handwerklich betrachtet, sehr gut gemacht. Und ja, es gehört schon ein wenig Erfahrung und ein Händchen dazu, Songs mit 08/15 Hitpotential zu schreiben.
Mir persönlich ist das Ganze aber zu aufgeblasen, was die Produktion angeht und zudem rein stilistisch betrachtet schon seit jeher ein Genre, welches mich völlig kalt lässt.
Da berührt mich nichts, was die Gefühlswelt angeht und da rührt sich auch nix, was mein (durchaus vorhandenes) Tanzbein angeht.
Sparzanza sind mit ihrem langen Dasein vermutlich eine der Bands, welche diesen Stil in Europa mit begründet hatten. Aber dennoch bzw. unabhängig davon wirken die Songs auf „Announcing The End“ auf mich trotzdem sehr generisch, austauschbar und eindimensional.
Und dies, obwohl ich der Band zu 100% abkaufe, dass sie sich sehr viel Mühe gegeben haben, als Musiker sehr gute handwerkliche Kompetenzen haben und absolut hinter ihrem Ding stehen.
Für mich ist das jedenfalls leider absolut nichts, was mich hinter dem Ofen vor holen kann.
Der Wechsel zwischen möchtegern-aggressiven Strophen und lieblichen, harmonischen Refrains (mit 4 Promille Mitgröhl-Charakter) taucht wirklich in jedem Song auf, weswegen es echt schwerfällt einen oder mehrere Songs hervor zu heben. Allenfalls Breathe In The Fire fällt etwas aus dem Rahmen (Power-Pop-Rock), dennoch kann man leider auch hier dem Geruch von amerikanischem Einheitsbrei nicht entkommen.
Fazit: handwerklich gut gemachte Platte. Nicht weniger, aber leider auch nicht mehr.
SPARZANZA
Announcing The End
Despotz Records/Cargo