SÖHNE MANNHEIMS ElyZion

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SÖHNE MANNHEIMS

ElyZion

Tonpool

 

mh. Eigentlich wollte ich das X-Wort in der Review vom neuen Söhne Mannheims Album nicht gebrauchen. Ich mache es jetzt trotzdem, denn für den markanten Gesang bei den Söhnen war bis zum letzten Album vor allem die Stimme von Xavier Naidoo verantwortlich. Er und Michael Herberger, der bisherige musikalische Leiter der Truppe, haben die Band nach 14 Jahren verlassen. Hört man das auf dem neuen Album? Ja. Stört das auf dem neuen Album? Auf keinen Fall.

Im Gegenteil, es gibt den anderen Mitgliedern die Möglichkeit aus deren Schatten zu treten. Und das machen sie mit grossem Erfolg.  Xavier Naidoo hat zwar bei 5 der 14 neuen Songs auf „ElyZion“ als Komponist mitgemischt aber gesanglich ist er nicht mehr zu hören. „ElyZion“ ist eine sehr abwechslungsreiche Scheibe, die nie langweilig wird. Im Song „Augenblick“ glaubt man fast schon irische Klänge zu hören. Und wer hätte das gedacht, mit „Second To Die“ haben die Söhne eine richtig anständige Rock-Nummer aus dem Boden gestampft. Man möchte fast glauben, dass hier die H-Blockx-Vergangenheit von Henning Wehland leicht durchschimmert, auch wenn er den Song nicht komponiert hat sondern lediglich mitsingt. Ein Anspieltipp ist auf jeden Fall die Single „Grossstadt“, welche zwar einige Durchläufe benötigt um so richtig zu gefallen, aber so soll das ja sein, bei guten Songs. Im Gegensatz zur Radio/TV-Version („Willkommen in der Grossstadt, in der Heimat von Hoffnung und Ohnmacht“) werden auf der Album-Version deutlichere Töne angesprochen, die dem Song inhaltlich sehr gut tun: „Willkommen in der Grossstadt, in der friss-Scheisse-oder-stirb-Stadt“. Wer noch Zeit für einen weiteren Anspieltipp hat, der sollte sich den Song „Lichtermeer“ anhören, ein grossartiges Stück Musik. Am Ende des Tages haben die Söhne Mannheims auch ohne Xavier Naidoos Stimme ein richtig gutes Söhne Mannheims-Album gemacht. Und wem das nicht reicht, der kann sich die Deluxe-Version des Albums kaufen, dort gibt es noch einen Bonus-Song mit der altbekannten Stimme. Nötig hätte es das Album aber nicht gehabt.

 

Hanns
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Hanns, der Gründer von TRACKS, ist der CH-Musikszene seit den 80er-Jahren als Produzent, Musiker und Redaktor eng verbunden. Er war jahrelang Chefredaktor des Schweizer Musikmagazins MUSIC SCENE, des deutschen Magazins MUSIK SZENE und arbeitete für u. a. MUSIK EXPRESS, METAL HAMMER.