
SLASH
FEAT. MYLES KENNEDY & THE CONSPIRATORS
Apocalyptic Love
Roadrunner Records/Warner
ip. Vor zwei Jahren gelang es Slash, zahlreiche namhafte Sänger für sein Soloalbum zu verpflichten. Das selbstbetitelte Debut war ein Zeichen dafür, dass der Gitarrist mit dem Zylinder nicht in den hohen Wellen unterging, die seine vorherigen Bands durch Besetzungswechsel oder zwangsweiser Auflösung geschlagen hatten. Aber dafür ist er sowieso zu gut. Slash hat sich mit seinem einzigartigen Stil schon vor langer Zeit einen Platz in der obersten Liga gesichert, den er aber nun auf Solopfaden definitiv noch ausbaut. Auch wenn er eigentlich sympathisch bescheiden im Hintergrund bleibt, ist Slash ein Trademark. Mit Myles Kennedy, der zeitweiligen Allzweckwaffe am Mikrofon, hat er nun einen perfekten Sidekick gefunden. Das Duo Kennedy/Slash steht mit Kombis wie Roth/Van Halen, Stevens/Idol oder Osbourne/Rhoads auf der gleichen Stufe. Das mag eine gewagte Aussage sein, aber dass die beiden auf dieser Ebene zusammen funktionieren, wird vom ersten Song an auf „Apocalyptic Love“ klar. Das Quartett ist mit tightem und schlüssigem Songwriting eine klare Einheit und dieses Album klingt nach einer Band, nicht nach einem All-Star-Projekt. Der Titeltrack und Opener hängt sich nach dem ersten Durchgang als solider Rocker im Ohr fest. Der Nachfolger „One Last Thrill“ ist ein astreiner Früh-Guns N’Roses-Kracher zu besten Zeiten, angereichert mit einer deftigen Punkattitude und stellt ein Highlight des Albums dar. Es ist allerdings schwer, einen wirklichen Höhepunkt unter den 13 Tracks auszumachen, denn eigentlich gibt es hier keine B-Seiten. „Liar“ bietet fettes Riffing, einen eingängigen Refrain und ein grossartiges, Slash-typisches Solo. „Hard & Fast“ rockt auf der kürzesten Gerade von A nach B und selbst „“Shots Fired“, der letzte Song, legt noch einmal mit einer dicken Prise Punk nach. Ausnahmesongs sind „Anastasia“, der mit sechs Minuten eine kleine Oper mit viel hervorragender Solierkunst geworden ist, und „Far And Away“, eine schmucke Ballade mit wehmütiger Gitarre (die übrigens hier mindestens eine humoristische Kleinigkeit einstreut – für die ganz genauen Hinhörer).
Durch das ganze Album zieht sich ein unverkennbarer „Appetite For Destruction“-Faden, den die ganze Band mit modernem Anstrich darbietet. „Apocalyptic Love“ ist ein klassisches Rockalbum geworden, nach dem man sich die Finger ableckt. Es ist ein Album, wie es schon länger keins mehr gab: Voll mit Rock’n’Roll, Schub und Dampf, erstklassigen Songs ohne Ausschuss und vor allem richtig viel geilen Soli Marke Slash. So muss das sein. Dankeschön.