SÉBASTIEN TELLIER
My God Is Blue
RecordMakers/Namskeio
hug. Ach du lieber Gott, das haben wir schon immer befürchtet: Irgendwann wird diese Bartträgerei eskalieren, die Nerds werden zu Jesussen mutieren. Sébastien Tellier, erstaunlicherweise kein Lagerfeuer-Besinger, sondern ein Gitarre spielender Elektronik-Freak aus dem Umfeld von Daft Punk, hat nun mit seinem vierten Album den Anfang gemacht: Es erklingen die Geigen, es schwelt die Ergriffenheit, es wummern die Orgeln, zwischendurch wabert Daft-Punkscher Disco, und haben wir da nicht einen Paradiesvogel zwitschern gehört? «My God Is Blue» sagt Sébastien, aber es klingt, als hätte er wie Neo in «Matrix» die blaue Pille geschluckt, um zu erkunden, wie tief das Hasenloch geht. Es geht tief. Sehr tief. Beziehungsweise hoch zu göttlicher Liebe, Friede und Verständnis. Und daran, sagt jemand in einem anderen Film, kann nichts Falsches sein. Immerhin: Der Mann hat Mut. Wir wünschen uns das Plattencover als Riesenposter.