QUEENSRŸCHE
The Verdict
Century Media / Sony
pvh. Als Queensrÿche-Old School-Fan hat man es definitiv nicht leicht. Mit „Promised Land“ hatte man sich Anno 1994 vom klassischen melodischen US-Metal verabschiedet und sich ausgerechnet von alternativen Sounds beeinflussen lassen. Von Album zu Album entfernte man sich weiter von den ersten vier Götterwerken (eigentlich darf man die erste EP ohne weiteres dazu zählen). Mit dem Ausscheiden von Gitarrist Chris de Garmo und viel später Geoff Tate folgte dann wohl der Tiefpunkt. Geoff Tate agiert mit seiner eigenen Queensrÿche-Version, welche zwiespältig daherkommt. Hier liegt nun das Hauptaugenmerk auf dem dritten Album der Queensrÿche-Inkarnation mit Todd La Torre, welcher den Sängerposten im 2012 übernommen hat. Dazumal bekam die Queensrÿche-Old School-Gemeinde (von welcher es nicht wenige Jünger gibt) spontan feuchte Augen. La Torre – muss man wissen- war jahrelang in einer Queensryche-Coverband aktiv und kann in einer unglaublicher Genauigkeit die Uraltsongs identisch nachsingen. Man konnte das Wunderstimmchen vorgängig kurz bei Crimson Glory singen hören. Das Intermezzo war phänomenal und an sich war es auch schon schade, dass es nicht weitergeführt worden ist. Mit diesen gewaltigen Vorgaben hätte man die Chance gehabt, an die alten Erfolge anzuschliessen. Leider konnte man an die songschreiberische Qualität der Vergangenheit nicht mehr ansetzen. In jedem Fall ist man eine Flughöhe weiter oben im Vergleich zu den letzten Ergüssen wie „Dedicated To Chaos“ (Nomen est omen…) mit Geoff Tate an den Vocals. Das dritte Album mit La Torre führt den angestrebten Weg weiter und gemäss eigenem Anspruch ist man eine Ecke progressiver. „The Verdict“ hat ein paar gute Momente, nämlich dann wenn Melodien ins Spiel kommen und La Torre seinen Gesang in die Waagschale werfen kann. Anspieltipps sind hier das tolle „Light-years“ oder „Dark Reverie“. Dann gibt es wieder Durchschnittliches wie „Propaganda Fashion“, was die Qualität wieder herunterzieht. Wer die La Torre Alben bis anhin mochte, wird hier wieder sein Freude haben. Early-Queensrÿche-Anhänger werden sich auch hier die Köpfe zusammenschlagen über das vergeudete Gesangstalent, weil eigentlich viel mehr drin gelegen wäre. Vielleicht sollte man sich einfach endlich damit abfinden, dass die besten Queensrÿche-Momente nie mehr erreicht werden. Man darf der Platte aber gerne eine Chance geben – muss man aber nicht.
Phil van Hoof
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