
lg. Die Ur-Death Metaller von Obituary haben vor wenigen Wochen ihr elftes Album «Dying Of Everything» veröffentlicht (das Review gibt es hier nachzulesen). Es enthält alle Trademarks des Florida-Fünfers um die Gebrüder John und Donald Tardy und Gitarrist Trevor Peres, kann als das stärkste Album seit den Klassikern «Slowly We Rot» (1989), «Cause Of Death» (1990) und «The End Complete» (1992) bezeichnet werden und setzt den auf dem letzten und selbstbetitelten Album eingeschlagenen Weg konsequent fort. TRACKS durfte mit Drummer und Gründungsmitglied Donald Tardy während der laufenden Tour mit Heaven Shall Burn und Trivium (diesen Samstag 18. Februar im The Hall in Zürich zu bestaunen) sprechen.
Auf das neue und sehr massive Album angesprochen meint Donald, dass «wir nach 35 Jahren langsam wissen, wie der Hase läuft und wir im Rahmen des Songwriting die Strukturen der Stücke und die Instrumente perfekt auf den Gesang meines Bruders John abstimmen konnten. Meine Lieblingssongs sind der brutale Opener «Barely Alive», «Without A Conscience» oder der Rausschmeisser «Be Warned», der pures Hellhammer-Worhsipping darstellt». Tardy erklärt, dass es einfach sei, schnell zu spielen, doch diese langsamen, doomigen Elemente seien viel anspruchsvoller.
Rückblickend auf die Discographie der Band erachtet Tardy das Debüt «Slowly We Rot» aus dem Jahre 1989, welches in den Jahren davor geschrieben wurde, «World Demise» (1994) mit dem aus seiner Sicht besten Songwriting der Band und das neue Album «Dying Of Everything» als die besten Scheiben. «Leider wird «World Demise» regelmässig übersehen, was ich so nicht verstehe.» Dem ist nur beizupflichten, war das Album damals sehr nahe am Zeitgeist und enthält mit «Don’t Care» eines der absoluten Bandhits. «Ich bin stolz auf jeden auf «World Demise» enthaltenen Song.»
Seit der Abschiedstour von Slayer Ende 2018 – von welcher Tardy trotz der frühen Spielzeit von Obituary als erste Band vor Anthrax und Lamb Of God schwärmt – haben Obituary nie mehr in Europa gespielt, was trotz Covid eine sehr lange Zeit ist. Darauf angesprochen gibt Tardy zu Protokoll, dass «wir nicht ohne fertiges Album nach Europa kommen wollten und zudem grenzüberschreitende Tourneen nur dann Sinn machen, wenn auch ganz Europa geöffnet ist. Das hat seine Zeit gedauert. Die Bandmitglieder leben von Obituary, so dass Touren für uns eine wichtige Einnahmequelle darstellen, die funktionieren müssen. Wir können es uns schlicht und einfach nicht leisten, auf Kosten sitzen zu bleiben.»
Allerdings haben Obituary in letzter Zeit viel weniger Headliner-Shows gespielt, sondern haben in ihrer Rolle als Special Guest auf der letztjährigen US-Tour der Viking-Metaller von Amon Amarth oder gerade jetzt auf der laufenden Europa-Tour von Heaven Shall Burn und Trivium neue Fanscharen erschliessen können. «Der Tourzyklus zur neuen Scheibe «Dying Of Everything» wird knappe drei Jahre dauern und im August und September werden wir im Rahmen von Festivals nochmals nach Europa kommen und im 2024 dann sogar als Headliner. Die Fans können sich auf die volle Bedienung freuen.»
Zur Schweiz haben Obituary insofern einen Bezug, als dass sie massiv Celtic Frost/Hellhammer-Einflüsse seit je her in ihrem Sound verarbeiten. «Circle Of The Tyrants» findet sich auch folgerichtig auf dem zweiten Album, «Cause Of Death» und live wird immer wieder der Celtic Frost-Klassiker «Dethroned Emperor» gezockt. Sogar von Tom G. Warrior gab es Feedback, «dass er sich geehrt fühle».
Spannend wird es, wenn Musiker selber auf ihre Lieblingsscheiben angesprochen werden. Hier nennt Tardy sehr geschmackssicher «Holy Diver» von Dio (dies aufgrund des Drummings von Vinnie Appice), «II» von Led Zeppelin (auch hier aufgrund des legendären Schlagzeugers John Bonham) sowie «Don’t Break The Oath» der Dänen von Mercyful Fate um den charismatischen Sänger King Diamond. Eine sehr gute Auswahl!
Auf die weiteren Ziele mit Obituary angesprochen meint Donald: «Ich bin mit der aktuellen Situation sehr zufrieden. Ich darf Schlagzeug spielen und wir haben mit Obituary ein solides Business aufgebaut. Es ist eine unglaubliche Geschichte: John und ich haben vor 40 Jahren mit der Musik angefangen und jetzt sind wir hier».
In der Tat unglaublich: Obituary sind eine der grösssten Death Metal-Bands aller Zeiten und haben diesen Stil massgeblich geprägt.
Laurent Giovanoli
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