NECKLESS
Perfusion
Nation
hh. Die junge Ostschweizer Truppe legt mit „Perfusion“ ihr zweites Album vor und, um es vorwegzusagen, das hat’s wirklich in sich. Grossartige Songs und eine hervorragende Produktion, stilvoll verpackt. Es ist absolut erstaunlich, welche Entwicklung die Band seit dem ersten Album erfahren hat, was Neckless hier an den Start bringt, hat überhaupt nichts mit dem alten ausgeleierten Spruch „für Schweizer recht gut“ am Hut – im Gegenteil: „Perfusion“ ist grosser Sound, der sich vor keinem internationalen Act verstecken muss. Das Songwriting ist in dieser Qualität äusserst rar im Lande, die Songarrangements zeugen von hoher Musikalität, sind durchdacht und interessant. Die Nachhaltigkeit ist gross, man kann sich die Platte immer wieder anhören und entdeckt jedes Mal Neues. Im Info zur Platte wird zwar die musikalische Nähe zu Muse erwähnt (was durchaus stimmt), wir sehen jedoch viel mehr Parallelen beim jungen David Bowie und einigen anderen britischen Acts, die in der Vergangenheit für wahrlich grosse Songs verantwortlich waren. Neckless verarbeiten zwar diese Einflüsse geschickt, kopieren aber nicht und machen ihr ganz eigenes Ding daraus. Und da kennen sie keine Angst vor grossen Namen, denn wann hat es schon mal eine CH-Band gegeben, die sich an Queen herangetraut hätte? Wohl keine – aus gutem Grund. Neckless kratzt das nicht, sie gehen im Song „The Machine“ skrupellos und frisch ans Eingemachte der „königlichen Briten“, reproduzieren sogar den typischen Brian May Gitarrensound, packen mächtige Chöre und Keyboard-Türme rein – und, was bei den meisten anderen Bands eher peinlich wirken würde – bei Neckless funktioniert es hervorragend. Kommt dazu, dass die sehr gute Band mit Marcel Sprenger einen aussergewöhnlich guten Sänger im Line-Up hat. Mit kräftiger, klarer Stimme dominiert er die Songs und liefert feinste Melodien, die aus den Tracks echte Juwelen machen. Bleibt zu hoffen, dass die Radiostationen auf dieses Album anspringen und die Songs auf die Playlisten nehmen. Denn ausser der ersten Single-Auskopplung „Salad Days“ gibt es noch einige Perlen mehr mit hoher Radiotauglichkeit. Ein wirklich grossartiges Album einer tollen (und sogar gut aussehenden) Band, dem sich die Mehrheit der Schweizer Poprock-Releases (und wir schliessen hier ausdrücklich auch mit Edelmetall ausgezeichnete Produktionen ein) unterzuordnen hat. Grosser Respekt – ein super gelungenes Gesamtpaket.