MARILYN MANSON
The Pale Emperor
Vertigo/Universal
- Er ist zurück! Der Meister der Inszenierung, der Prophet, Antichrist und Superstar Brian Warner alias Marilyn Manson. Nach vielen Jahren, in denen er eher mittelmässige Alben veröffentlicht hat, steigt Manson nun wie Phönix aus der Asche. Es ist eine geradezu triumphale Wiedergeburt. Ein Frontalangriff in Form eines Meisterwerkes, das auf den Namen „The Pale Emperor“ hört. Marilyn Mansons Stimme ist gewohnt variabel, enorm emotional, diabolisch, schmerzerfüllt, rotzig und irgendwie herrlich krank. Sämtliche Texte der insgesamt 13 Songs sind wie zu erwarten provokant, ehrlich, direkt und halten der Gesellschaft auf schonungslose Art den Spiegel vor das Gesicht. Bereits der rhythmische Midtempo-Opener „Killing Strangers“ zeigt, dass Manson wieder zu seinen musikalischen Wurzeln zurückgekehrt ist. Eine Parallele zum 1998 erschienenen „Mechanical Animals“ ist unüberhörbar. Es folgt das alles niederwalzende „Deep Six“. Eine Nummer die so kraftvoll und energiegeladen ist, dass sie nichts anders tut, als reinzuhauen und zwar mit voller Wucht. „ Third Day Of A Seven Day Binge“ ist die erste Single. Sie wurde vom renommierten Rolling Stone auf Platz 1 der Lieblingssongliste gewählt und treffend als „ebenso runterziehend wie catchy“ bezeichnet. Der nächste Track heisst “The Mephistopheles Of Los Angeles“ und gewährt dem Konsument einen tiefen Einblick in das Grundthema des Albums: Goethes „Faust“ und das Geschäft mit dem Teufel. Vom Sound her wirkt „The Beautiful People“ aus dem Jahre 1996 nach, was der Qualität keinen Abbruch tut. Mit „Warship My Wreck“ und „Slave Only Dreams To Be King“ folgen zwei weitere Stücke, welche trotz des schleppenden Charakters sehr brachial daherkommen, was auch an der stimmlichen Darbietung Mansons liegt. Er kann es immer noch und zwar verdammt gut. Ziemlich rockig kommt „The Devil Beneath My Feet“ daher und da muss man einfach mal eine Textpassage erwähnen, aber unkommentiert lassen:
„I don’t need a motherfucker looking down on me, no motherfucker looking down on me.“ Wieder in einem stampfigen Rhythmus zeigt sich „Birds Of Hell Awaiting“ in dem Mansons Stimmengewalt erneut hervorragend zum Tragen kommt. „Cupid Carries A Gun“ reiht sich perfekt in die Kette von tollen Kompositionen ein. In wenigen Momenten vernimmt man auch die Klänge einer akustischen Gitarre, welche ausgezeichnet passen und ausgewählt eingesetzt wurden. Auch beim folgenden „Odds Of Even“ ist das so. Langsam, clean und unterkühlt. „Day 3“ klingt dann wieder fast schon heiter und schwungvoll, wobei auch hier die akustische Gitarre eine gewisse Wärme erzeugt. Daran ändert sich auch bei „Faited, Faithful, Fatal“ nichts. Das Schlusslicht „Fall Of The House Of Death“ ist dann effektiv eine balladeske Nummer, wieder mit akustischen Gitarrenklängen untermalt. Marilyn Manson hat schon in der Vergangenheit bewiesen, dass er auch sanfte Melodien mühelos hinkriegt. Diese Scheibe ist wahrlich ein Meisterwerk. Authentisch, rockig, sehr gefühlsbetont, zum Teil episch und opulent, dann wieder karg und reduziert. Ein Muss für alle Manson-Jünger, die so lange auf ein wirklich atemberaubendes Album des blassen Kaisers haben warten müssen.