MARATHONMANN Die Angst sitzt neben dir

MARATHONMANN
Die Angst sitzt neben dir

cw. „Einmal noch die Wahrheit meiden/Einmal noch in Lügen leiden/Schmerzen tun nicht weh, wenn sie ein anderer hat.“ Selten klangen Entfremdung, anonymer Egozentrismus und fehlende Empathie so schmerzhaft destruktiv und so bittersüß zugleich wie auf „Flashback“, dem zweiten Song von „Die Angst sitzt neben dir“. Marathonmann beweisen mit ihrem vierten Album erneut, dass sie für tattoo-würdige Zeilen und unprätentiöse deutsche Texte immer noch die erste Anlaufstelle sind. Ihre Ausführungen über die Angst, die uns alle beherrscht, unterlegen sie mit mitreißendem und melodischem Post-Punk. Dieser bewegt sich zwischen klassischem Punk-Drive („Nie genug“), 80er-Referenzen aus der Neuen Deutschen Welle und The Cure („Flashback“) und Lyrics am Rande des Kitsches, die durch die gnadenlose Offenheit aber ihre Kredibilität bewahren: „Warum diese Schmerzen/Warum diese Qualen/Warum dieser Aufprall, so fatal/Ich will das nicht mehr“, wie es auf „Alles wird gut, Alice“ heißt. Die Angst ist es auch, die die Münchner vorantreibt, ihre Dämonen in kathartischen Songs von unheimlicher Ohrwurmqualität herauszuschreien – in „Die Bahn“ handeln sie etwa überraschend ruhig und verletzlich die Furcht vor dem Verlassenwerden. „Die Angst sitzt neben dir“ ist eine mitreißende wie hochemotionale Platte, gespickt mit zahlreichen kleinen Lebensweisheiten. Das nächste Tattoo kann also kommen: „Das sind die Fragen, zu denen es keine Antworten gibt/Die Dinge, die bleiben, wenn man Steine verschiebt“ („Schachmatt“).

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