LITTLE FEAT
Rooster Rag
Rounder/Universal
hh. Knapp zehn Jahre hat es gedauert, bis die amerikanische Kultruppe wieder ein Album mit Original-Songs an den Start bringt. Aber das Warten hat sich gelohnt, denn seit viel zu langer Zeit gehen die Feats hier wieder zurück an ihre eigenen Wurzeln und besinnen sich auf frühere Stärken. Somit ist „Rooster Rag“ das beste Album seit ewigen Zeiten geworden, auch wenn hier und da durchschimmert, dass die Herren inzwischen älter und etwas ruhiger geworden sind. Aber den speziellen Groove und das grosse Gefühl, dass die Truppe immer und speziell in den 70ern mit Lowell George transportierte, ist wieder da und das tut hörbar gut. Zugleich präsentieren Billy Payne und Paul Barrere mit ihren Mitstreitern den neuen Drummer Gabe Ford, der das verstorbene Originalmitglied Richie Hayward ersetzt. Vier der zwölf Songs zeigen als Co-Autor den ehemaligen Grateful Dead Lyriker Robert Hunter.
Der Einstieg in das neue Album ist mit dem Feats-Liveklassiker „Candy Man Blues“ bestens gewählt. Der Song atmet den Geist früher Zeiten aus jeder Pore und könnte problemlos aus einer der drei ersten LPs stammen. Der Titel-Song „Rooster Rag“ startet in Bluegrass-Manier mit Fiddle und einem schönen Country-Groove und bietet neben einem Kneipensingalong-Chorus diverse Überraschungen. Die Schwüle des amerikanischen Südens wabert in „Church Falling Down“ förmlich aus den Boxen. Ein hypnotischer Basslauf sorgt für einen durchgehend intensiven Groove, auf dem sich ein wunderschönes Dobro-Solo ausbreitet, gefolgt von einem Bill Payne Keyboard-Solo, in dem der Tastenvirtuose seine Liebe zum Jazz durchdringen lässt. Im traditionellen Feats-New-Orleans-Stil gehts mit Mandolinen und Slide in„Salome“ weiter und auch der folgende Track „One Breathe At A Time“ zeigt den typischen vertrackten Rhythmus der Band, der hier satte Bläsersätze gepaart mit warmen Hammond-Sound und Soul-Ingredienzen unterstützt. Mit deftigen Gitarren wartet der Shuffle „Just A Fever“ auf, bevor es in „Rag Top Down“ wieder in typische Feats-Gefilde im Stil von „Feats Don’t Fail Me Now“ weiter geht. „Way Down Under“ ist ein guter up-tempo-Rocker, der von einem der schwächeren Titeln des Albums, „Jamaica Will Break Your Heart“, mit Latin- Big Band Einflüssen gefolgt wird. Auch der Titel „Tattooed Girl“ dürfte mit seiner Jazz-Trompete wohl eher den Liebhabern von dezenter, jazziger Lounge-Musik gefallen, bevor Little Feat im sperrigen Texas-Shuffle „The Blues Keep Coming“ mit wummernder Hammond wieder auf Gaspedal steigen. Zum Abschluss grüsst mit „Mellow Down Easy“ ein sehr gelungener Bo-Diddley-Jungle-Beat mit Fabulous Thunderbirds Kim Wilson an der Harmonika.
„Rooster Rag“ ist eine durchweg gelungene Rückkehr zu alten Stärken, die man der Band auf Grund der letzten Veröffentlichungen in diesem Umfang nicht mehr zugetraut hatte und besonders Fans der ersten Stunde nachhaltig begeistern wird. Klasse!