LILY ALLEN @ Komplex 457 – Zurich

1.12.2018. Der Support Act S-X eröffnete den Abend im Komplex 457. In kurzen Sporthosen (was sonst) hat der Brite gesungen und mehr noch gerappt. Eine Band oder Instrumente gab es in diesem Sinne nicht, für die Musik hat der Laptop gesorgt. Herausgekommen ist weicher Rap mit schweren Beats. Durchaus nachdenklich ist S-X mit seinen Kompositionen wie “Broken Place“ oder “Waste Time“, die er am Konzert zum Besten gegeben hat. Der Kontrast des feinen, zum Teil auch hohen Gesangs und den düsteren, elektronischen Klängen machte es aus. So ganz mitreissen konnte er in den 30 Minuten nicht, seine Musik kommt im stillen Kämmerlein einiges besser zur Geltung. Jedoch war das Schweizer Publikum zuweilen auch etwas schüchtern.

Mit “Come On“ eroberte Lily Allen fulminant die Bühne. Zürich hatte die Ehre, ihre Europatour zu eröffnen. Dieses Jahr stand im Zeichen ihres neuen Albums “No Shame“. Nebst der wunderbaren Leichtfüssigkeit von ihren früheren Werken findet man auch neuerdings bedrückendes Material. Zu hören war dies zum Beispiel mit “Three“, das ihren Kindern gewidmet war oder “Family Man“. Dabei hat sie allemal bewiesen, wie gut sie singen kann. Wer von ihrer Stimme auf den Tonträgern einen eintönigen Eindruck hatte, der durfte seine Meinung aufgrund der Variation, Stärke und Souveränität vor Ort revidieren. Es war jedoch keine ausschliesslich traurige Darbietung, die Künstlerin hat zuhauf fröhlichen Pop geboten und sogar karibisches Flair mit “What You Waiting For“ gebracht. Lily Allen war sich auch nicht zu schade Altbekanntes hervorzuholen. Und sobald ihre grossen Hits wie “Smile“ oder “The Fear“ erklangen, dann kam es einem wie gestern vor. Als wäre die junge Frau mit den frechen Texten nie weggewesen. Spätestens da war die Stimmung euphorisch. Wohlgemerkt gehört “Smile“ zu einen der ersten Lieder, die sie geschrieben hat und ist somit über 10 Jahre (!) alt. An Relevanz haben die Titel nicht verloren. Im Gegenteil, Lily Allen erzählt wie sie “Fuck You“ dem Präsidenten Bush gewidmet hat. Da das durch den kürzlichen Todesfall doch etwas geschmacklos wäre, hat sie mit Donald Trump kurzerhand Ersatz gefunden. “The Fear“ konnte hingegen statt Myspace Benutzer die heutigen Influencer aufs Korn nehmen. Zwischen den Songs hat die Sängerin gerne gekichert, als könne sie die Anerkennung und den Applaus gar nicht glauben. So war man umso mehr froh die Show einer so nahbaren Künstlerin erlebt zu haben.

Kelly
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