LED ZEPPELIN Celebration Day

LED ZEPPELIN

LED ZEPPELIN
Celebration Day (2 CD/1 DVD)
Warner

hh. Die Ankündigung, dass die grösste Hardrock-Band der Welt, für eine einmalige Reunion auf die Bühne zurückkehrt, sorgte für einen in der Musikgeschichte noch nie dagewesenen Ansturm auf die Tickets. 20 Millionen(!) bewarben sich aus aller Welt, um an diesem Ereignis, dem 10.12.2007 in der Londoner O2 Arena dabei zu sein. Lediglich 18‘000 Glückspilze wurden ausgelost und erlebten ein denkwürdiges Konzert von Robert Plant, Jimmy Page, John Paul Jones und Jason Bonham, der seinen verstorbenen Vater John Bonham absolut würdig vertrat.
Nun liegt das Live-Dokument dieses Spektakels in verschiedenen Formaten für all die traurigen Fans, die kein Ticket ergattern konnten, vor  (beispielsweise als Doppel-CD, Blu-ray und CD, DVD und 2CDs, 2 CDs + Blu-ray und DVD etc.). Wir beschränken uns dieser Review auf die DVD, die besonders den unzähligen Zeppelin-Fans, die auch keine Gelegenheit hatten, den Konzertfilm im Kino zu sehen, ein würdiger Ersatz sein kann. In den 16 enthaltenen Songs präsentiert sich eine Band, die seit 27 Jahren nicht mehr gemeinsam auf der Bühne gestanden hat, in absoluter Top-Form. Dermassen souverän und voller Spielfreude hat man Zeppelin selbst zu besten Zeiten in den 70ern nicht oft erleben dürfen. Dass der Zahn der Zeit seine Spuren hinterlassen hat, ist keine Überraschung, dass diese Spuren jedoch nur in den Gesichtern der Protagonisten sichtbar sind, schon! Denn musikalisch gibt es absolut nichts zu meckern, Page und Jones zelebrieren die Songs meisterlich und die Freude über diese Reunion ist ihnen deutlich anzusehen. Jones glänzt als herausragender Bassist und beweist auch mit seinen Keyboard-Fähigkeiten, dass er einen unerhört wichtigen Eckpfeiler des Zeppelin-Sounds bildete, was in den 70ern nie so recht gewürdigt wurde, denn der introvertierte Mann hielt sich zumindest in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit aus den unzähligen Skandalen und Exzessen seiner Bandkollegen heraus. Jimmy Page zeigt sich schlank, gesund und munter und demonstriert eindrücklich seine einzigartige Saitenakrobatik, in den Soli (natürlich auch mit Geigenbogen) oft genug am Rande des Abgrunds, ohne jedoch die Trittsicherheit zu verlieren. Robert Plant, in den Jahrzehnten vom Super-Mega-Rockstar, der sich schon gern einmal mit Gott verglich, zu einem sympathischen, ernsthaften und rundum souverän agierenden Sänger mit maximalem Charisma ausgestattet, glänzt mit einem hervorragenden Sangesvortrag. Klar kommt der zum Zeitpunkt dieses Konzerts knapp 60-jährige stimmlich nicht mehr durchgehend in die höchsten Höhen seiner Jugend, er weiss diese Klippen jedoch mit grossem Können zu umzuschiffen – und wenn er dann doch einige Male zu seinen berühmten „uuuuhhhhs“ ansetzt, stellt sich maximale Gänsehaut beim Betrachter ein. Speziell für ihn stellte dieses Konzert wohl die grösste Herausforderung dar, die er mit Bravour und Stil meisterte. Eine schwere Bürde lastete auf Jason Bonham, der den Gott des Hardrock-Drummings zu ersetzen hatte. Speziell in den ersten Songs ist ihm seine Nervosität deutlich anzusehen – wenn auch nicht anzuhören. Für Jason, in eigener Regie einer der besten zeitgenössischen Rockdrummer (u.a. Foreigner, Black Country Communion), war dieses Konzert eine Familienangelegenheit und ein wahr gewordener Wunschtraum. Sein Stil ähnelt ohnehin dem seines verstorbenen Vaters und zusammen mit Daddy’s alten Kumpeln den Spirit dieser Band wieder aufleben zu lassen, bedeutete für ihn das grösste Erlebnis seines Lebens. Auch wenn Jason, wie natürlich auch kein anderer Drummer dieser Welt, Bonzo nicht kopieren kann, ist er dicht dran und somit für diese Zeppelin-Reunion das Beste, was ihr passieren konnte. Dass er zudem den Namen Bonham trägt, ist dann noch Tüpfelchen auf dem i. Die Veteranen haben ebenfalls sichtlich Spass an ihrem „Benjamin“, besonders im zweiten Teil des Konzerts, wenn Jason sein Nervosität ablegt und amtlich rein  haut. „Celebration“ ist eine Hammer-DVD in bestem Sound und mit optimaler Kameraführung. Das Konzert gehört zu den besten, die Zeppelin in ihrer gesamten Karriere jemals abgeliefert haben und wird bei den Fans für einige Freudentränen sorgen. Nur schade, dass es wohl nie ein Fortsetzung geben wird.

Hanns
About Hanns Hanneken 528 Articles
Hanns, der Gründer von TRACKS, ist der CH-Musikszene seit den 80er-Jahren als Produzent, Musiker und Redaktor eng verbunden. Er war jahrelang Chefredaktor des Schweizer Musikmagazins MUSIC SCENE, des deutschen Magazins MUSIK SZENE und arbeitete für u. a. MUSIK EXPRESS, METAL HAMMER.