Konzertreview: GHOST am 14. Dezember 2019 @Club Hallenstadion

GHOST @ Club Hallenstadion
14. Dezember 2019

Die Spinal Tap des Black Metal?

rp/lg. Am Merchandise-Stand im Hallenstadion gab es den Ghost-Sänger Cadinal Copia als Plüschpuppe. Gerade recht für Weihnachten. Ach nein, das geht ja nicht. Die schwedischen Ghost frönen Satan und der hat es nicht so mit Jesus. Sind Ghost vielleicht die Spinal Tap des Black Metal? Oder einfach eine gute geölte Show-Maschine? Die Show am 14. Dezember, zwei Tage nach dem Vollmond, im Hallenstadion, beantwortete einige dieser Fragen. Doch zunächst waren zwei gute Vorbands zu hören: Erst Tribulation aus Schweden mit ihrem interessanten Gothic-Black Metal und dem sehr extravaganten Gitarristen Jonathan Hultén und anschliessend die Amerikaner All Them Witches, welche sehr guten Stoner/Hard Rock ablieferten.

Dann, um Punkt 21:05 Uhr fällt der Vorhang mit einem Knall für den Hauptakt. Welcome To The Church Of Ghost. Die achtköpfige Band präsentiert sich auf einer Showbühne mit Kirchenfenstern im Hintergrund und Treppen, wie man sie auch in Las Vegas verwendet. Jetzt wurde klar, wieso Ghost von der Halle 622 ins grössere Hallenstadion umgezogen war. An der gestiegenen Nachfrage lag es nicht. Ghost eröffneten den Abend mit «Rats» (Dessen Chorus zuweilen etwas an «Flash Gordon» von Queen mahnt) einem Song aus ihrem letztem Album «Prequelle» (2018).  Im Zentrum Sänger und Entertainer Cardinal Copia, der als Plüschpuppe irgendwie niedlicher aussah. Um ihn scharen sich die «Nameless Ghouls» (zu denen auch zwei Frauen gehören), deren silberne Masken (passend mit Teufelshörner) auch am Merchandise-Stand erstanden werden konnte. Das Publikum ihrerseits hiess Ghost standesgemäss und artig mit dem Metalgruss (Teufelshörner) willkommen. Das folgende «Absolution» klingt aber wegen den Gitarrenriffs und dem Gesang zuweilen etwas düsterer.  Bloss zum Chorus werden wieder wohlige Gesangsharmonien hervorgekramt. Was auf Tonträger differenziert klingt, tönt live zunächst etwas breiig. Vor allem der Gesang von Cardinal Copia geht etwas unter. Dass auch Black Metaller, in diesem Fall Ghost, an etwas glauben, wird mit dem nächsten Song «Faith» klar. Nur weiss man bei den Schweden nicht so genau, was das sein könnte. Hauptsache das Ganze klingt schön böse. Wie bei provokativerem Metal so üblich trägt Cardinal Copia in der Tradition des legendären King Diamond ein umgedrehtes Kreuz um den Hals. Eher langatmig war das Duell, das sich zwei der Gitarristen anschliessend lieferten.  Wer vermutete, dieses Duell diene dazu, dass Cadinal Copia sich in einer seiner anderen Erscheinungen (z.B. Papa Emeritus oder Papa Emeritus II, wie er sich früher nannte) umziehen könne, lag falsch. Für den nächsten Song «Cirice» kam er wieder im grellen rot als Cardinal Copia auf die Bühne. Erst danach zog er sich um. Als Einstieg für «Ghuleh/Zombie Queen» fuhr er in weiss auf einem Dreirad vor (!). Nach einer etwas durchzogenen pantomimischen Vorstellung war der live an David Bowie mahnende Song wenigstens ansprechend. Bowie hätte, ausser am Text, seine Freude gehabt. Daraufhin folgten noch mehr Songs aus ihrem wahrscheinlich besten Album «Meliora» (2015). Von «Spirit», «From The Pinnacle To The Pit», «Devil Church» und «He Is» gefielen vor allem das energetische «From The Pinnacle To The Pit» und der grossartige Popsong «He is», der als erste Zugabe mit einer akustischen Gitarren untermalt wurde.  Davor gaben Ghost Songs aus ihren ersten beiden Alben zum Besten, allem voran «Ritual» und «Satan Prayer» vom ersten Album «Opus Eponymous». Der weitere Zugabenblock lieferte mit dem harten «Mummy Dust» und den zwei tollen poppigen Krachern «Dance Macabre» und «Square Hammer» einen tollen konfettiuntermalten Abschluss einer Show zwischen Metal, Entertainment und Ritual. Alles in allem sind Ghost eine Band, welche sich innert wenigen Jahren vom Clubact zum grossen Headliner mit Pyro-Effekten gemausert hat. Beeindruckend, obschon die «Nameless Ghouls» etwas gar im Hintergrund agierten. Man erinnert sich quasi nur an Cardinal Copia, aber das scheint so gewollt zu sein.  

Robert Pally/Laurent Giovanoli

Photos Andy Gaggioli

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