KATIE MELUA @ Blue Balls Festival Luzern

22. Juli 2019

ah. Katie Melua spielt am Blue Balls Festival in Luzern gleich zwei Konzerte: Am Festivalmontag und -dienstag. Nächstes Jahr erscheint ihr achtes Studioalbum. Am ausverkauften Montagskonzert spielt sie ein Stück, das «hoffentlich auf der neuen CD sein wird», sagt Katie. Die Georgierin spricht genau so sanft, wie sie singt. Entzückend, wie sie mit ihrem knöchellangen, roten Kleid und der Gitarre in den Händen ihre Lieder performt. Ihr rechter Fuss klopft stets im Takt mit, sie wirkt fast ein wenig wie ein scheues, nervöses Kind an einer Schulaufführung, die mit ihrer Stimme die Eltern begeistert. Doch sie ist nicht die einzige, die sich den Takt angibt: Auch die anderen vier Musiker wippen stets mit einem Körperteil. Der Drummer mit dem Kopf, der Bassist abwechslungsweise mit den Füssen, der Gitarrist und Keyboarder mit je einem Fuss. Aber viel mehr passiert da nicht. Es scheint, als seien alle Musiker im Slowmotion-Modus – abgesehen von ihrem bevorzugten Takt-Körperteil –, so langsam bewegen sich alle auf der Bühne. Hektische Bewegungen würden aber auch nicht passen. Das Konzert wirkt paralysierend, ruhig und selig. 

Das Publikum sitzt artig auf den Stühlen des KKL-Konzertsaals und lässt sich einlullen. Hin und wieder sieht man einige Päärli kuscheln, offensichtlich hören auch viele Frischverliebte Katie Melua. Es passt ja so schön. Die Zeit steht still. Die neun Lichterketten, die hinter den Musikern nach oben zusammenlaufen, wirken wie ein Zelt, vor dem die Band spielt. Minimalistisch. Mehr braucht es nicht.

Schon in den ersten 30 Minuten spielt Katie Melua ihren Hit «Nine Million Bicycles» und kündet ihn an mit «nun spielen wir einen Song, der mein Leben wirklich verändert hat», und alle wissen, welches Lied sie meint – sie muss keinen Titel nennen. Denn es war ihr erster Top-Five-Hit, Katie veröffentlichte ihn 2005. Die Zuhörer sind bezaubert. Es wird zwischen den Liedern geklatscht, sonst hört man keinen Mucks vom Publikum. Einmal klatschen sie sogar zu früh, was für die Klatschenden wie auch für die Beklatschten etwas peinlich ist. Aber es ist schnell vergessen. Denn die Lieder sind so schön.  

Im Nachgang hörte man von Besuchern: «Es war toll, aber es hat mich nicht aus dem Stuhl gehauen.» Muss es das denn? Erwartet jemand, dass die Katie uns vom Stuhl reisst? Den Verliebten hats offensichtlich gefallen, und enttäuscht war auch niemand. Es war ein schönes, paralysierendes Konzert. Und die Katie ist zum Knuffen.

Photos by Matthias

Aline
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