JUSTIN TIMBERLAKE Man Of The Woods

JUSTIN TIMBERLAKE
Man Of The Woods
Sony
hug. Scheint zurzeit nicht gut zu laufen für Justin. Erst erntet er einen riesigen Scheissesturm, weil er sich an den Golden Globes mit Hashtagmetoo solidarisierte, obwohl er (so die Scheissesturmtweets) eben erst «Wonder Wheel» mit Woody Allen gedreht hatte, und den möchte Hashtagmetoo am liebsten gleich in Grund und Boden stampfen, weil der Dreckseckel seine Adoptivtochter belästigt haben soll. Dann erweist er in der Pause der Superbowl Prince selig Referenz, was dann die Scheissesturmtweeter nicht okay finden, weil sich Timberlake vor vielen Jahren einst über Prince lustig gemacht hat. Zudem nehmen ihm wahrscheinlich viele strengchristliche Amerikaner immer noch übel, dass er vor 13 Jahren in derselben Show die Nippel von Janet Jackson blossgelegt hat. Und dann haben die Scheissesturmtweeter zur letzten Superbowl auch noch moniert, dass Timberlakes Kleidung, designt von der Anti-Tier-Esserin Stella McCartney, gar schröcklich ausgesehen habe. Man kanns halt der Twittergemeinde irgendwie nie wirklich recht machen. Nun ja. «Wonder Wheel» ist ein eher mittelmässiger Film, die Superbowl interessiert auf unserer Seite des Teichs ja eher mässig, und seine Gattin Jessica Biel lassen wir jetzt mal aus dem Spiel. Wir wissen: Justin ist ein guter Schauspieler. Und ein guter Musiker. Sein Debüt «Justified» war aufsehenerregend, sein Zweitling «FutureSex/LoveSounds» zeigte einen Weg, wie man den von Michael Jackson selig eingeschlagenen Pfad weiterführen könnte, mit «The 20/20 Experience» ging er den Tanzfloor etwas ruhiger an. Nun also «Man In The Woods». Fängt heiter an, ab auf den Dancefloor. Aber nicht so futuristisch wie auch schon, sondern eher retro im Achtzigerjahre-Stil, als das Tanzen einfach nur Spass gemacht hat und noch nicht so dumpfbackig mit cool sein um Club konnotiert war, wie das heute ist. Die Songs sind nicht alle Welt, aber erfrischend. Der Titelsong kommt einer Ballade gleich, und «High And Higher», Song Nummer sechs, macht sich durch die Spannung zwischen einem langsamen Rhythmus und einer hektisch darüber gelegten Gitarre interessant. Im Zweiten Teil des Album scheint Timberlakes Begeisterung fürs Tanzen aber nachzulassen, die Songs werden brav, ja geradezu geziemlich. Grad so, als würde es mehr Spass machen, sich in der Disco einfach mal in Ruhe hinzusetzen und der Musik zu lauschen, statt sich dazu zu bewegen – mit Anlehnung an den modernen Klang der aktuellen Charts, was zwischendurch leider zu einer gewissen Langeweile führt. Das alles geht natürlich in Ordnung, «FutureSex/LoveSounds» hat allerdings wesentlich mehr Eindruck hinterlassen.

Christian
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Seit den Sex Pistols «into music», seit 2001 freier Journalist und Buchautor. Jahrelange Mitarbeit im «Music Scene», «Toaster», TagesAnzeiger - Ernst», «Style» und andere. Kein MP3-Freund.

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