JOE COCKER Die Biografie –Mit Gänsehaut durch die Jahrzehnte-

Christof Graf

JOE COCKER

Die Biografie –Mit Gänsehaut durch die Jahrzehnte-

Hannibal Verlag

hh. Im Vergleich zu vielen anderen Superstars der Musikszene, gibt es über den Mann aus Sheffield relativ wenig zu lesen. Geschweige denn, eine ausführliche Biografie. Der Autor Prof. Dr. Christof Graf, offenbar ein bekennender Cocker-Fan, hat hier nun Abhilfe geschaffen und legt uns das Leben des Aufstehmännchens mit der einzigartigen Raspelstimme in Buchform vor. Der Unterhaltungswert hält sich in Grenzen, Graf listet über weite Strecken Ereignisse auf, wie Erscheinungsdaten der Cocker-Discografie, Song- und Albentitel etc. – das alles liest sich wie ein Wikipedia-Eintrag mit der einen oder anderen Anekdote. Graf geht dabei ziemlich oberflächlich zu Werke, seine Recherchen lassen Tiefgang und Einfühlungsvermögen und vor allem fundierte Kenntnisse der frühen britischen Bluesrock-Szene vermissen. So wird beispielsweise Cocker’s erste Band, The Grease Band, gerade mal mit ein paar Zeilen abgehandelt, dabei gehörten sie den wichtigsten Grundsteinen der Cocker Karriere. Kommt dazu, dass Grease Band Gitarrist Henry McCullough seinerzeit zu den hochrespektierten Musikern Britanniens zählte und dort bis heute einen legendären Ruf besitzt. Da hätte der Leser schon mehr Information erwartet. Und so geht es durch das ganze Buch, Graf bringt eigentlich nichts, was der Cocker-Fan nicht ohnehin schon weiss. Nur ein Beispiel für seine mangelhaften und oberflächlichen Recherchen ist der Kurzbeschrieb von Cocker’s Auftritt in der deutschen TV-Sendung „Ohne Filter“: „Unterstützt wurde der Vokalist von namhaften Instrumentalisten, die alle in anderen Zusammenhängen schon ihre Klasse bewiesen haben“. Ja, mein lieber Prof. Dr. Graf, wer zum Teufel waren denn diese Instrumentalisten? Muss der an Details interessierte Leser nun auch noch rumgoogeln, um solche Infos zu bekommen? Graf beruft sich in seinem Buch permanent auf Artikel und Interviews aus anderen Medien wie Rolling Stone oder MusikExpress, hat aber selbst auch persönlich mit Cocker gesprochen. Im Grossen und Ganzen ist diese Cocker-Bio ein grober Abriss seines Lebens ohne Tiefgang. Der Unterhaltungswert hält sich in sehr überschaubaren Grenzen und der Untertitel „Mit Gänsehaut durch die Jahrzehnte“ ist mehr als irreführend, denn von Gänsehaut oder Spannung ist hier weit und breit nichts zu lesen. Eine derart langjährige Karriere wie die von Joe Cocker, mit all diesen Höhen und Tiefen, hätte wahrlich mehr verdient, als das oberflächliche Geschreibe von Christof Graf.

Hanns
About Hanns Hanneken 528 Articles
Hanns, der Gründer von TRACKS, ist der CH-Musikszene seit den 80er-Jahren als Produzent, Musiker und Redaktor eng verbunden. Er war jahrelang Chefredaktor des Schweizer Musikmagazins MUSIC SCENE, des deutschen Magazins MUSIK SZENE und arbeitete für u. a. MUSIK EXPRESS, METAL HAMMER.