JOE BONAMASSA
An Acoustic Evening At The Vienna Opera House
Provogue
hh. Kevin Shirley hatte mal wieder eine Idee. Der Bonamassa-Spezi und Produzent animierte seinen Schützling ein akustisches bzw. unplugged Live-Album aufzunehmen und das Ganze gleich noch als Film der inzwischen riesigen Fangemeinde des Gitarrengotts anzubieten. Als Aufnahmeort wählten sie das ehrwürdige Wiener Opernhaus. Mit dem Südafrikaner Lenny Castro (Percussion), der zu den gefragtesten Studiomusikern zählt und bereits mit den Stones, Clapton, Toto, Stevie Wonder, Fleetwood Mac und den Chili Peppers gearbeitet hat, dem irischen Star-Banjo-Spieler Gerry O’Connor, dem Tastenvirtuosen Arlan Schierbaum, dessen Arbeitszeugnis Namen wie Buddaheads, Richie Kotzen oder Eddie Money beinhaltet und dem schwedischen Nyckelharpa-Experten Mats Wester wurden „hochprozentige“ Musiker angeworben. Lediglich drei Tage hatte das Gespann, um sich die 22 hier enthaltenen Songs aus dem Bonamassa-Repertoire drauf zu schaffen, bevor es auf die Bühne ging.
Bonamassa sitzt zentral inmitten einer Batterie von Akustik-Gitarren und startet solo fulminant mit „Palm Trees, Helicopters And Gasoline“, bevor im nächsten Song „Jelly Roll“ O’Connors Banjo dazukommt. Im folgenden „Dust Bowl“, ein er der besten Bonamassa-Songs überhaupt, scharen sich auch die restlichen Musiker um den Chef und so geht es weiter durch eine faszinierende „Bonamassa-Best-Of“-Auswahl. Ein Beweis nicht nur für die herausragende Klasse der beteiligten Musiker, sondern vor allem für die Qualität der Songs ist, dass alle Titel ausnahmslos perfekt in akustischen Versionen funktionieren und einen grossen Glanz ausstrahlen. Es ist beeindruckend, mit wieviel Hingabe und Einfühlungsvermögen die Songs interpretiert werden, die Gänsehautmomente beim Betrachter folgen Schlag auf Schlag. Das alles ist ganz einfach ganz grosse Klasse, das Konzert nimmt einen gefangen von A-Z. Bonamassa selbst versteht es hier einmal mehr Massstäbe zu setzen und zwar nicht nur technisch, sondern vor allem in der Kombination von Gefühl und Seele – was auch auf seinen Gesang übertragen werden kann. Es ist ein eindrückliches Erlebnis, diesem Ausnahmemusiker in der erhabenen Kulisse des Wiener Opernhauses bei der Arbeit zuzusehen. Das Publikum zeigt sich ergriffen und begeistert, immer wieder gibt es stehende Ovationen. Musikalisch kommen speziell bei „Ballad Of John Henry“ und „Richmond“ Erinnerungen an ein anderes grandioses (jedoch sträflich unterbewertetes) Unplugged-Werk hoch: Robert Plant’s & Jimmy Page’s Unledded-Album „No Quarter“.
Die Kameraführung ist ruhig und fängt stets die richtigen Momente ein, die Schnitte sind unaufgeregt und songdienlich und der Ton ist ebenfalls von Feinsten. Auf DVD 2 gibt es Einblicke in das „Making Of…“ der Doku, sowie Interviews mit Musikern und Produzent Kevin Shirley.
Von Bonamassa ist man inzwischen gewöhnt, dass alles was er macht, allerhöchsten Qualitätskriterien entspricht, egal ob akustisch oder elektrisch, bluesig oder hart rockend. Dieses Konzert macht da keine Ausnahme, ist ein weiteres Juwel in seiner Karriere. „An Acoustic Evening…“ reiht sich nahtlos ein in Bonamassa’s hervorragende Live-Dokumentationen wie „Live At Beacon Theatre“ und „Live At Royal Albert Hall“ – ein unverzichtbares Muss für jeden Liebhaber echter, unverfälschter und anspruchsvoller Musik. Man darf sich glücklich schätzen, per dieser DVD/Blu Ray an solch einem Ereignis teilnehmen zu können und das mit Wiederholungsgarantie! Ganz grosses Kino.