JOAN BAEZ Whistle Down The Wind

JOAN BAEZ
Whistle Down The Wind
Musikvertrieb

Das letzte Album, die letzte Welttournee sollen es sein, sagt Protest-Ikone und Woodstock-Legende Joan Baez. “Ich freue mich, mit einem wundervollen Album wieder on the road zu sein, auf welches ich mehr als stolz bin. Das wird eine besondere Gelegenheit sein, diese neue Musik sowie meine langjährigen Song-Favoriten mit meinem Publikum aus der ganzen Welt teilen zu können.”

Die zehn Songs des Albums stammen von Tom Waits (der Titelsong sowie “Last Leaf”), “The Things That We Are Made Of” von Mary Chapin Carpenter, “Be Of Good Heart” und “Silver Blade” von Josh Ritter, den sie einst als Opener einer ihrer Tourneen kennenlernte. “Civil War” wurde geschrieben von Album-Produzent Joe Henry. Wie wichtig Joan Baez für die moderne Popmusik ist, konnte man in einem mehrseitigen Interview im “SPIEGEL” lesen. Die heute 77-Jährige war nicht nur eine Sängerin. Sie kämpfte an vorderster Front in der “Bürgerrechts- Bewegung”, war eine enge Freundin von Martin Luther King, dessen Protestauftritte inklusive den geschichtsträchtigen “Marsch auf Washington” sie begleitete. Auch Bob Dylan verdankt Joan Baez einiges. 1963 stellte die bereits sehr berühmte Protestsängerin ihren damaligen Lebensgefährten und Liebhaber Dylan der Welt vor. Köstlich die Aussagen über ihren Ex, den sie – wie viele seiner Anhänger – bis heute nicht verstanden habe. Kontakt hätten sie schon lange nicht mehr. Auch mit Apple-Mitgründer Steve Jobs war Joan Baez drei Jahre liiert. Sie wohnt seit 47 Jahren in einem verwitterten Anwesen im kalifornischen Woodside, unweit von Silicon Valley. Zur Trennung von Jobs sei es gekommen, weil der nur über Dylan sprechen und alles von ihm wissen wollte.

Ein Titel hat es selbst Joan Baez besonders angetan: “The President Sang Amazing Grace”. “Ich fuhr im Auto, hörte diesen Song von Zoe Mulford und musste gleich rechts ranfahren, um mich darin zu vertiefen. Das Lied ist in Bezug auf meine Gedanken und Gefühle, die verdammt düster sind, so ausdrucksstark. Es hat mich völlig reingezogen.” Die Idee dazu hatte die Underground-Folksängerin Mulford, als Präsident Barack Obama nach dem Mord an neun schwarzen Kirchgängern an der Trauerfeier spontan “Amazing Grace” anstimmte. Das Lied ist ein Protest gegen die US-Waffen-Lobby. Die von Henry perfekt produzierten Songs zwischen Old-time-Folk, Americana und alternativem Country schweben in einem Fluss, lullen ein, lassen anderseits wieder aufhorchen und entschleunigen. Joan Baez’ einst glockenhelle Altstimme hat Patina angesetzt; was früher wegen der Höhen zuweilen nervte, ist altersbedingt tiefer und wärmer geworden. Schlicht: Die Stimme passt perfekt zu Song-Material und subtiler Produktion.

Anderthalb Jahre hat Joan Baez (sprich: Tschoun Baieth, th englisch ausgesprochen…) an diesem Album gearbeitet. Wie man ihren Namen wirklich ausspricht, hat sie mir vor Jahren in einem Interview persönlich vorgemacht, “Lispel-th” inklusive. Die zehn Songs, sagt sie, thematisieren Reflexionen ihres Lebens als Sängerin, Musikerin, Bürgerrechtlerin und Aktivistin. Der Titel “Last Leaf”, letztes Blatt, sei ein Song über die Zeit in ihrem Leben, sagt sie. Und fügt an: “, dieses Blatt kann doch wohl niemand anders sein als ich selber…”

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