JIMI HENDRIX People, Hell & Angels

JIMI HENDRIX People, Hell & Angels

JIMI HENDRIX

 

People, Hell & Angels

 

Sony

 

hug. Angesichts der Dutzenden von Post-mortem-Veröffentlichungen zum Übergott aller Gitarrengötter kam man nie um den Eindruck herum, dass immer irgendwer die Aufnahmetaste drückte, wann immer Jimi auch nur die Absicht hatte, seine Gitarre zur Hand zu nehmen. Meistens klingen diese Veröffentlichungen denn auch entsprechend unfertig und improvisiert. Da ist es beruhigend, dass sich Sony ernsthaft die Mühe macht, den Nachlass ordentlich zu verwalten. Mit dem vor drei Jahren erschienenen Album «Valleys Of Neptune» erschien eine Sammlung bisher unveröffentlichter Songs, die Hendrix zwischen dem 1968 releasten «Electric Ladyland» und Hendrix’ unvollendetem Longplayer «First Rays Of The New Rising Sun» von 1970 eingespielt hatte und von den Hendrix-Erben autorisiert ist. Nun folgt mit «People, Hell & Angels» die Aufarbeitung der Tracks, die Hendrix 1969 nach der Experience-Phase und vor der Band-of-Gypsis-Ära einsielte, mehrheitlich mit Musikern wie Schlagzeuger Buddy Miles und Bassist Billy Cox, die dann auch auf dem sich daraus ergebenden 1970er-Album «Band Of Gypsys» mitwirkten. Erstaunlicherweise klingt «People, Hell & Angels» eher nach einem Nachspiel zum Debüt «Are You Experienced» denn nach einem Vorläufer zu «Band Of Gypsys». Mehrere Licks und Song-Einstiege erinnern unverkennbar an Songs aus «Are You Experienced» und zeigen Hendrix’s Eigenarten und Vorlieben. Erstaunlich ist die Bandbreite an Stilen von Blues über Psychedelic bis Soul, die Hendrix mit erfrischender Freude und Spiellust aufnimmt, dabei aber fast durchgehend auf ausufernde Gitarrensoli verzichtet. Das könnte so durchaus auch ein Album des Hendrix-Jüngers Stevie Ray Vaughan selig sein. Alles in allem: Ein tolles Teil! In seiner Einfachheit auch für Nicht-Hendrix-Möger und Hippiesound-Feinde zugänglich und für Hendrix-Fans sowieso ein Muss. Die können dann wieder darüber rätseln, welche und wie genau Hendrix seine Klänge aus der Gitarre holt. Auch wenn das nichts bringt. Denn wie sagte Lemmy «Motorhead» Kilmister über seine Zeit, als er Roadie bei Hendrix war sinngemäss? Er habe jedes Konzert von Jimi backstage mitverfolgt und wisse heute noch nicht, was Hendrix auf der Bühne angestellt hat.

 

 

 

Christian
About Christian Hug 180 Articles
Seit den Sex Pistols «into music», seit 2001 freier Journalist und Buchautor. Jahrelange Mitarbeit im «Music Scene», «Toaster», TagesAnzeiger - Ernst», «Style» und andere. Kein MP3-Freund.