
Neulich beim
Sortieren
Und er sagte noch: «Vieles von dem ist gar nicht mehr erhältlich.» Was meine Vorfreude natürlich ins fast Unermessliche steigerte. Die Sache war die: Ich hatte auf Ricardo auf eine «grosse CD-Sammlung» geboten, die der Anbieter «wegen Umzugs» nicht mehr wollte, und die Auktion gewonnen. Kistenweise plus zwei DJ-Koffer voll CDs, es war herrlich, und eben: «Vieles von dem ist gar nicht mehr erhältlich.» Und das alles für 1 Franken plus abholen.
Als ich dann zu Hause mit dem Sichten und Sortieren begann, wandelte sich die Freude zusehends in schiere Verzweiflung – und dann wieder in Freude. Erstens: Dass vieles von dem tatsächlich nicht mehr erhältlich ist, wertete ich als wahren Segen für die Menschheit. Modern Talking war eine Plage für die Menschheit, Dead Or Alive mehr dead als alive, Maxx bestensfalls ein schlechter Scherz und so weiter und so fort, und dann immer wieder diese grauenhaften Tic Tac Toe. Es wimmelte von Samplern wie «Dance Now» und «Dance Later», «20 Hits», «30 Superhits» und «40 Megahits», «Ibiza Gold» und «Goa Silver» und all diese unerträgliche Scheisse. Ich meine: Wer um Himmels Willen kauft sich «Rock Christmas» Volume 8?
Ich musste etwa 99 Prozent aller CDs entsorgen (übrigens fein säuberlich in CD, Hülle und Booklet sortiert und ins Recycling-Center gebracht). Aber irgendwann schoss mir der Gedanke durch den Kopf (jetzt kommt der freudige Teil): Mein Anbieter hat wenigstens Geld ausgegeben für Musik. Sehr viel Geld. Das ist ja heute massiv aus der Mode gekommen, seit es Internet gibt und alles auf Youtube gratis erhältlich ist. Da musste ich meinem Anbieter, so sehr sich mein Musikgeschmack von seinem unterscheidet, im Stillen ein grosses Lob aussprechen. Ein edler Mensch.
Was mich dann zu einem weiteren Gedanken führte: Damals, als es noch kein Internet gab beziehungsweise das Internet nur von Wissenschaftlern und Militärs genutzt wurde, waren eben genau diese Sampler eine Art Youtube für Musikinteressierte: Man hatte alle Songs, die gerade aktuell waren, auf einem Silberling versammelt. War ja im Grunde auch keine schlechte Idee. Vielleicht ist das der Grund, warum Sampler bis heute irgendwo ihren festen Platz im Musikmarkt haben.
Was mich wiederum zur nächsten Feststellung führte: Letztes Jahr blieb der Absatz von CDs zum ersten Mal konstant, und das nach Jahren der besorgniserregenden Talfahrt. Und allen Youtubern und Streamern und Downloadern und Modernisten zum Trotz: Der Anteil der CD beträgt rund 45 Prozent am Gesamtmarkt. Wer behauptet denn da, dass die CD tot sei?
Im Übrigen bin ich der Ansicht, dass Bono Vox verboten werden sollte.
Tracks 4 17 (Juli / August)
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