HEIR APPARENT The View From Below

HEIR APPARENT
The View From Below
No Remorse Records

mv. Nach Fifth Angel gibt es dieses Jahr noch eine weitere Reunionplatte, welche für Aufsehen bei US Metal-Fans sorgen wird. Heir Apparent aus Seattle lieferten schliesslich 1986 mit “Graceful Inheritance” einen übergrossen Klassiker des US Metal ab. Dieses 10-Punkte-Album im Stile der ganz alten Queensryche oder Crimson Glory gehört in jeden Schrank und wird seit über 30 Jahren von den Fans abgöttisch verehrt. Der Nachfolger „One Small Voice“ von 1989 war zwar etwas polierter ausgefallen, überzeugte trotzdem auf ganzer Linie. Da der grosse Erfolg verwehrt blieb, löste sich die Band danach leider auf und kehrte erst vor einigen Jahren an der Livefront wieder zurück. Die Shows, allen voran die überragende Performance am Keep It True-Festival, machten schon länger Lust und Hoffnung auf diese Reunion-Platte. Das vorab veröffentlichte, kongeniale Artwork von „The View From Below“ sowie die Tatsache, dass Tom Hall als Produzent zurückgekehrt war, liess die Erwartungen dann nochmals kräftig steigen. Nach dem ersten hoffnungsvollen Durchhören ist dann leider aber grosse Ernüchterung angesagt. Wer einen weiteren Knaller im Stile der ersten beiden Alben erwartet hat, wird ganz sicher enttäuscht werden. Die Band ignoriert relativ konsequent den Stil ihrer früheren Alben, setzt neue Akzente und wandert auf „The View From Below“ auf sehr progressiven Pfaden. Alle Songs sind sehr anspruchsvoll und komplex, vieles erinnert an Queensryche zu „Promised Land“-Zeiten, als diese sich nach dem Riesenerfolg von „Empire“ komplett von ihren eingängigen Songs verabschiedeten. Leider zünden die 8 Stücke von „The View From Below“ auch nach zig Durchgängen nicht so richtig, es fehlt an guten Refrains und vieles ist zu langatmig oder sperrig. Natürlich ist die Gitarrenarbeit von Terry Gorle immer noch fantastisch und die wirklich sehr gute Gesangsleistung von Will Shaw sollte unbedingt auch erwähnt werden. Zu was dieser Mann aber wirklich fähig wäre, hat er an den Konzerten beim Singen der alten Klassiker bewiesen und es ist fast traurig, dass er hier nicht ein einziges Mal richtig Gas geben darf. So ist die Handbremse hier irgendwie immer angezogen und das Album nur empfehlenswert für Fans von sehr progressivem Metal à la neuere Fates Warning oder Saviour Machine. Anhänger der alten Klassiker sollten unbedingt vorher reinhören und sich selber eine Meinung bilden. Das Album dürfte die Metalgemeinde spalten und für viele eine grosse Enttäuschung sein, was natürlich auch an der viel zu grossen Erwartungshaltung im Zusammenhang mit den alten Klassikern liegt.

Michael
About Michael Vaucher 148 Articles
Michael Vaucher schreibt seit 2011 für's TRACKS Magazin im Bereich HardRock/Heavy Metal. Zudem ist er der Gründer der Schweizer Metalband EMERALD, welche seit 1995 aktiv ist und bereits 7 Alben veröffentlichte.

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