GONOREAS Minotaur

GONOREAS
Minotaur
Miners Records

Gonoreas aus Brugg legen mit „Minotaur“ ihr sechstes Studioalbum vor. Über die Jahre seit der Gründung hat sich das Quartett von eher klassischem Gitarrenmetal in eine mittlerweile sehr düstere Region vorgewagt, die der Band aber gut steht. Auf „Minotaur“ findet sich eine herausragende Mischung aus roher Härte, sperrigen Riffs, filigranen Melodien in grandioser Gitarrenarbeit und einigen ohrwurmlastigen Refrains. Die Rhythmussektion, bestehend aus Bassist Patrick Rafaniello und Drummer Stefan Hösli, rollt einen fetten Teppich aus und legt die Marschrichtung unmissverständlich fest. Die ist zwar nicht komplett neu, aber doch eher ungeschliffen und roh, im Vergleich zu älteren Werken der Band. Für den Begriff „Powermetal“ sind die Riffs mittlerweile zu schwer, für reinen Thrash streckenweise zu melodiös und für NWOBHM zu modern. Und doch vereinigt „Minotaur“ trotzdem sämtliche dieser Stilrichtungen mit grosser Leichtigkeit und vor allem: Leidenschaft. Es werden sich immer ihre Wurzeln in den Songs wiederfinden, die unüberhörbar im Heavy Metal liegen und damit Bands wie Judas Priest, Iron Maiden oder Iced Earth zitieren. Allerdings addieren Gonoreas mittlerweile eben auch wesentlich düstere Grundzüge hinzu und geben sich damit ein eigenes Profil.
Flitzefinger Damir Eskic krönt die Songs mit Lichtgeschwindigkeitssoli, denen aber auch das Feeling nicht fehlt. Ausnahmesänger Leandro Pacheco zieht ausnahmslos alle Register, schraubt sich durch mehrere Oktaven und hinterlässt beim Hörer teilweise ungläubiges Staunen. Pachecos Melodiebögen und die einzelnen Höhenflüge erinnern an Agent Steels John Cyriis.
Anspieltipp ist auf jeden Fall der Opener „Seeds Of A New Future“, der mit einem mythisch klingenden Intro beginnt, aber auch das sechsminütige „Eris“ oder der Titeltrack sind lockere Anspieler. „Minotaur“ ist ein nicht ganz einfach zugängliches Werk geworden. Man braucht vielleicht mehrere Anläufe, um mit den Songs warm zu werden. Wer melodiöses Gefrickel erwartet, sollte besser woanders zugreifen. Wer aber auf Ecken und Kanten steht und sich ins dunkle Labyrinth des Minotauren traut, der bekommt hier die volle Punktzahl serviert.

Inga
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