FLAKE
Der Tastenficker
An was ich mich erinnern kann
Schwarzkopf & Schwarzkopf
- Im Begleitext dieses Buches sagt Christian „Flake“ Lorenz: „Niemand, ich betone, niemand würde dieses Buch in die Hand nehmen, wenn ich nicht zufällig in dieser Band spielen würde.“ Das ist gehöriges Understatement, denn „Der Tastenficker“ ist dermassen gut geschrieben, dass Lorenz auch ohne seine Zugehörigkeit bei Rammstein mit seiner Autobiografie todsicher einen Verlag gefunden hätte. Er hätte sein Manuskript beispielsweise nur an den schwedischen Verlag Piratförlaget schicken müssen, die mit den beiden Jonas Jonasson Bestsellern „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ und „Die Analphabetin, die rechnen konnte“ das passende Roster für Flakes Buch geliefert hätten. Aber Flake schreibt deutsch und mit Schwarzkopf & Schwarzkopf hat er auch so den passenden Partner gefunden, denn „Der Tastenficker“ wurde zu Recht ein Bestseller. Der Verweis auf Jonassons Romane deshalb, weil alle Fans seiner Bücher mit Flakes Werk den gleichen Spass haben dürften. Flake lässt auf knapp 400 Seiten sein bisheriges Leben in überwiegend kurzen Sätzen Revue passieren, geprägt durch das Aufwachsen in Ostberlin. Dabei gibt er spannende Einblicke in das Leben von Jugendlichen in der damaligen DDR, wie sie sich mit dem System arrangierten, als Band hinsichtlich Instrumenten improvisierten und es sich dabei mehr oder weniger gut gehen liessen – im Fall von Flake und seinen Kumpels mit jeder Menge Alkohol. Dabei versucht er nie, seine Verpeiltheit und Skurrilität zu kaschieren, die dringen in jedem Satz der Biografie prägnant durch. Und genau das macht dieses Buch, zusammen mit der humorvollen und höchst amüsanten Schreibweise, zu einer Lektüre, die man am liebsten in einem Rutsch durchackern würde. Klasse Buch von der ersten bis zur letzten Zeile ohne auch nur eine Spur von Langeweile. Und irgendwie ist das auch deutsche Geschichte, nur mal zur Abwechslung aus einem anderen, leichter nachvollziehbaren und spassigen Blickwinkel direkt von der Basis. Auffallend ist, dass Flake seine aktuelle Band Rammstein im ganzen Buch nicht mit einem einzigen Wort erwähnt (da ist nur im letzten Viertel von der „neuen Band“ die Rede). Bis auf den drittletzten Satz, wo Flake auffällt, dass er eigentlich gar nichts über Rammstein erzählt hat. Und dass er Lust hätte, auch darüber ein Buch zu schreiben. Dann mal los, Herr Lorenz – wir können es kaum erwarten.