FIJI Bizarre

FIJI
Bizarre
Irascible

So grässlich wie das Cover ist die Musik des fünften Fiji-Albums nicht. Sie ist eigentlich nicht mal bizarr. Vielmehr machen sich Sängerin Simone de Lorenzi und Tastenmann Simon Schüttel, beide aus Bern, auf die Suche: Vier Alben lang haben die beiden recht heiteren Electro-/Dance produziert mit viel Charme und viel Witz und sich so zu einer Parallele von Roisin Murphy entwickelt. Als sie noch ein Trio waren, coverten sie sogar Blondies «Call Me» auf aberwitzige Art. Jetzt aber haben Fiji ihr Songs verdichtet, was, wie sie mit «Bizarre» beweisen, sogar in diesem klanglich rudimentären Genre möglich ist. De Lorenzis Gesang ist runtergefahren, sie haucht und spricht und singt nur hin und wieder, und Schüttels Beats bleiben geradlinig, aber kompakt – und vor allem hervorragend abgemischt. «Bizarre» klingt wie die Suche einer Alternative zu den frühen Faithless im Geist der grossartigen und ewiggültigen Grace Jones. Mit Songlängen von ziemlich gewagten fünf bis sieben Minuten. Das Album platziert sich exakt in der Phase der Post-Tanz-Ekstase, wenn im Club zu später Stunde der Körper schon müde, aber der Geist noch wach ist. Es macht eine Freude festzustellen: Der Schritt nach vorne ist gelungen! Und irgendwie kriegt man unerklärlicherweise Lust, sich wieder mal Wonderland Avenues «White Horse» in voller Laustärke reinzuziehn.

Christian Hug

Christian
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Seit den Sex Pistols «into music», seit 2001 freier Journalist und Buchautor. Jahrelange Mitarbeit im «Music Scene», «Toaster», TagesAnzeiger - Ernst», «Style» und andere. Kein MP3-Freund.

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